Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Furunkel

Synonyme

Eitrige Haarfollikelentzündung

Englischer Begriff

Furuncle

Definition

Akute Infektion eines Haarbalgs und seiner Talgdrüse zumeist durch Staphylokokken.

Pathogenese

Oberflächliche Verlegung des Haarfollikelostiums. Bei bakterieller Besiedelung kommt es zur schmerzhaften Ödembildung der Umgebung und eitriger Pustelbildung im Bereich des Haarfollikelostiums. Als Erreger können meist Staphylokokken identifiziert werden.

Prädisponiert sind Patienten mit einer Abwehrschwäche, z. B. durch einen Diabetes mellitus, Tumorerkrankungen oder HIV-Infektionen.

Bei längerem Bestehen kann es zur Ausbreitung der Infektion über den Haarfollikel hinaus mit zentraler, einschmelzender Nekrosebildung und damit zur Abszedierung kommen. Die Ausbreitung auf benachbarte Haarfollikel wird als Karbunkel bezeichnet.

Symptome

Schmerzhafte Rötung mit zentraler eitriger Pustelbildung im Bereich eines Haarfollikels, Umgebungsödem.

Diagnostik

Anamnese und körperliche Untersuchung. Bei einem Furunkel ist keine radiologische Diagnostik indiziert. Bei eingetretener Abszedierung und fraglicher Ausbreitung in die Tiefe ist zunächst eine sonographische Untersuchung und bei mehrwöchiger Anamnese in Einzelfällen auch eine radiologische Untersuchung erforderlich.

Differenzialdiagnose

Abzess, Karbunkel.

Therapie

Chirurgisch

Akuttherapie

Spaltung des Furunkels und lokale desinfizierende antiseptische Maßnahmen.

Konservative/symptomatische Therapie

Nur bei Furunkel im Gesichtsbereich.

Medikamentöse Therapie

Zu Beginn der Behandlung ist eine antiphlogistische Therapie zur Schmerzbehandlung zu empfehlen. Eine empirische Antibiotikatherapie kann zur Vermeidung einer systemischen Erregerausbreitung durchgeführt werden.

Operative Therapie

Chirurgische Eröffnung des Furunkels, ausführliche Spülung und lokal desinfizierende Maßnahmen und eine offene Wundbehandlung.

Bei Furunkeln im Gesicht (oberhalb der Unterlippe) ist die Gefahr einer eitrigen Absiedelung und einer nachfolgenden Sinusvenenthrombose gegeben. Hier ist die Indikation zur chirurgischen Therapie zurückhaltend zu stellen und einer intravenösen Antibiotikatherapie sowie lokal desinfizierenden nicht-invasiven Maßnahmen der Vorzug zu geben.

Nachsorge

Kurzfristig Wundkontrollen, keine langfristige Nachsorge erforderlich.

Autor

Stefan Kirschner