Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Autotransfusion, intraoperative

Synonyme

Maschinelle Autotransfusion; MAT; Autologe Transfusion

Englischer Begriff

Autohaemotransfusion; Autotransfusion; Autologous transfusion

Definition

Die Retransfusion von intra- und postoperativ gesammeltem patienteneigenem Wund- und Drainageblut bezeichnet man als (intraoperative) Autotransfusion. Dabei werden direkte Autotransfusionssysteme, bei denen aufgefangenes Blut antikoaguliert, gefiltert und ohne weitere Aufarbeitung retransfundiert wird, von maschinellen Systemen unterschieden, bei denen das aufgefangene Blut mit Hilfe einer Zentrifuge (Cell-Saver) aufbereitet wird.

Indikation

Die intraoperative Autotransfusion wird bei einem voraussichtlichen Blutverlust von mehr als 1000 ml eingesetzt. Indikationen ergeben sich daher bei blutreichen Eingriffen (Hausstatistik!) vor allem im Rahmen der Herz- und Gefäßchirurgie sowie der Orthopädie und Traumatologie.

Kontraindikation

Bakterien und Tumorzellen lassen sich weder durch Waschen noch durch Filtration vollständig eliminieren. Die intraoperative Autotransfusion ist daher bei septischen Eingriffen und bei enoralen und darmeröffnenden Eingriffen oder transurethralen Prostataresektionen kontraindiziert. Im Prinzip ist die Autotransfusion auch bei Eingriffen in der Tumorchirurgie kontraindiziert, es sei denn, die im Wundblut enthaltenen Tumorzellen werden durch Bestrahlung (10 min mit 50 Gy) abgetötet. Tumorferne Operationen gelten im Allgemeinen nicht als Kontraindikation für eine intraoperative Autotransfusion.

Durchführung

Bei der maschinellen Autotransfusion (MAT) wird das Blut vor der Retransfusion in einer Zellzentrifuge aufbereitet. Dabei werden unerwünschte Bestandteile wie Spülflüssigkeit, freies Hämoglobin, Zelldetritus, Antikoagulans und aktivierte Gerinnungsfaktoren ausgewaschen; gleichzeitig werden aber auch Plasma und Thrombozyten weitgehend entfernt. Die MAT liefert in physiologischer Kochsalzlösung suspendierte Erythrozyten mit hohem Gehalt an 2,3-Diphosphoglyzerat und hoher 24-h-Überlebensrate. Die Effektivität der postoperativen Autotransfusion von Drainageblut hängt vor allem vom Hämatokrit ab und ist relativ gering.

Komplikationen durch die MAT sind bei korrekter Bedienung einer einwandfreien Zellzentrifuge selten. Die wichtigsten Komplikationen sind Verdünnungskoagulopathie (wegen fehlender plasmatischer Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten), Luftembolie und bakterielle Kontamination.

Bei Rückgabe ungewaschenen Bluts aus einfachen Systemen kann es durch Zufuhr von freiem Hämoglobin zum akuten Nierenversagen und durch aktivierte Gerinnungsfaktoren zur disseminierten intravasalen Gerinnung kommen. Daher ist die Retransfusion ungewaschenen Bluts auf 1200 ml beschränkt.

Nachbehandlung

Weil bei allen Verfahren der Autotransfusion eine Verkeimung des Bluts durch angesaugte Raumluft möglich ist, ist die Nutzungsdauer eines Systems auf sechs Stunden begrenzt. Auch das gesammelte Blut ist innerhalb von sechs Stunden zu retransfundieren; eine längere Lagerung ist nicht erlaubt.

Autor

Peter Teschendorf