Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Kniegelenk, Meniskuserkrankung

Synonyme

Meniskusschaden; Meniskusläsion; Meniskusriss

Englischer Begriff

Meniscal lesion/rupture; Damage of the meniscus

Definition

Schädigung des Meniskus durch traumatische, degenerative oder stoffwechselinduzierte Veränderungen seiner Struktur, meist vergesellschaftet mit den typischen Symptomen einer Meniskuserkrankung.

Pathogenese

Der Meniskus ist aufgrund seines bindegewebig-fibrokartilaginären Aufbaus zur Übernahme von Druck- und Scherkräften geeignet; werden diese jedoch zu stark und ist der Meniskus aufgrund seines Alters nicht mehr ausreichend elastisch, kommt es zu Einrissen mit entsprechenden schmerzhaften Symptomen. Diese Einrisse können akut traumatisch entstehen, können aber auch aufgrund repetitiver Mikrotraumata als degenerativer Riss auftreten. Zudem gibt es Kalziumeinlagerungen in den Meniskus, die so genannte Chondrokalzinose des Meniskus, die ebenfalls zu einer erhöhten Fragilität des Meniskus führt.

Symptome

Schmerzen am medialen (Innenmeniskus) oder lateralen (Außenmeniskus) Gelenkspalt, Rotationskompressionsschmerz, Belastungsschmerz, Überstreckschmerz bei Läsionen des Vorderhorns oder der Pars intermedia des jeweiligen Meniskus medial oder lateral, endgradiger Beugeschmerz bei so genannten Hinterhornläsionen des Meniskus medial oder lateral.

Diagnostik

Klinische Untersuchung, Magnetresonanztomographie; hier kann in der Einteilung nach Reiser eine Graduierung der Meniskusläsion vorgenommen werden, Läsionen von Grad 1 und 2 in dieser Einteilung sind bei arthroskopischer Diagnostik und Therapie nicht sichtbar.

Differenzialdiagnose

Kollateralbandläsionen, Knorpelschädigungen des jeweiligen Kompartments, femoropatellare Schmerzsyndrome, anterior knee pain.

Therapie

Arthroskopische Meniskusteilresektion oder -refixation je nach Art, Alter und Ausmaß der Ruptur. Bei degenerativen Veränderungen keine Refixation, bei Korbhenkelrupturen abhängig von der Qualität des Gewebes und der Lokalisation der Ruptur (kapselnah) Refixation versuchen. Bei Läsionen von Grad 2 im Magnetresonanztomogramm nach Reiser kann auch durch eine Stichelung des Meniskus von extraartikulär versucht werden, die intrameniskale Veränderung besser zu vaskularisieren und damit einer Heilung zuzuführen. Die Meniskusläsionen werden unterschieden in stabile und instabile Läsionen: Die stabilen, insbesondere am Außenmeniskus, können bei stabilen Gelenkverhältnissen oder bei einer gleichzeitigen Kreuzbandplastik aufgrund guter Vernarbungstendenz durchaus belassen werden, da hier eine Resektion nicht sinnvoll ist und ein sehr hohes Risiko der Arthroseentwicklung birgt.

Akuttherapie

Schmerztherapie, Schonung, Ruhigstellung.

Konservative/symptomatische Therapie

Da es sich um ein mechanisches intraartikuläres Problem handelt, kann es konservativ nicht beseitigt werden.

Operative Therapie

Arthroskopische Meniskusteilentfernung oder -refixation, bei stabilen Läsionen auch Belassen der Ruptur möglich, insbesondere am Außenmeniskus.

Bewertung

Meniskusschäden sind neben den Knorpelschädigungen die häufigsten intraartikulären Veränderungen des Kniegelenks, die zu einer arthroskopischen Revision des Gelenks führen.

Nachsorge

Teilbelastung und Physiotherapie mit Kryotherapie, langsamer Belastungsaufbau abhängig von Schmerz und Schwellung. Bei Refixation einer Korbhenkelruptur ist eine limitierte funktionelle Nachbehandlung mit einer Orthese möglich. Niedermolekulares Heparin bis Vollbelastung, nicht-steroidale Antirheumatika nach Bedarf.

Autor

Michael Krüger-Franke