Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Gelenkblockierung

Synonyme

Gelenkblockade

Englischer Begriff

Reversible joint dysfunction; Reversible joint disorder

Definition

Als Blockierung wird eine reversible Gelenkfunktionsstörung bezeichnet.

Pathogenese

In der Lehre der manuellen Medizin und der Osteopathie wird die Gelenkblockierung als reversible Funktionsstörung bezeichnet. Dabei wird als Voraussetzung für eine Blockierung ein Bewegungssegment zugrunde gelegt. Das gestörte Segment kann über reflektorische Vorgänge zu einer Beeinträchtigung der zugehörigen Muskeln, Faszien, des Bandapparats und des Hautbestandteils führen. Die Gelenkblockierung führt zu einem Verlust an Beweglichkeit (Mobilität), aber auch zu Begleitreaktionen wie z. B. Muskelschmerzen, Gewebeschmerzen oder Hautschmerzen, oder auch zu Organstörungen. Durch eine gezielte manualtherapeutische oder auch osteopathische Behandlung kann die Gelenkblockierung behandelt werden. Während sich das Bewegungsausmaß häufig rasch bessert, kann die Muskelverspannung je nach Dauer der zuvor bestehenden Symptome durchaus noch wenige Tage andauern. Jedes Gelenk des Körpers kann prinzipiell eine Blockierung erleiden.

Symptome

Die Symptome können eine eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit, ein schmerzhafter Muskel oder mehrere schmerzhafte Muskeln, eine schmerzhafte Hautzone (Dermatom oder Head-Zone) oder auch eine Organdysfunktion sein.

Diagnostik

An erster Stelle steht die körperliche Untersuchung. Im Bereich des blockierten Gelenks wird das Bewegungsausmaß im Seitenvergleich geprüft. Dann werden die Muskeln geprüft, die das Gelenk direkt oder auch indirekt betreffen. Eine Palpation der Sehnenansätze zur Differentialdiagnose von Ansatztendinopathien ist erforderlich. Hautzonen und zugehörige Organe werden ebenfalls untersucht. Eine exakte manuelle Diagnostik ermöglicht im Regelfall in kurzer Zeit eine genaue Diagnosestellung gefolgt von adäquater Therapie. Bei rezidivierenden Blockaden (mehr als drei Blockaden in kurzer zeitlicher Reihenfolge) sollte unbedingt an alle Dermatombezüge gedacht und der Patient nicht nur deblockiert werden.

Differenzialdiagnose

Alle Störungen des Muskel- und Bandapparats sowie Knochen- und Weichteilerkrankungen müssen in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden.

Therapie

Therapie einer einfachen und nicht mehrfach rezidivierdenden Gelenkblockade ist die manuelle Therapie oder Osteopathie. Dabei kann mit reinen Weichteiltechniken, mit direkten oder indirekten Techniken, mit Mobilisationen oder auch Manipulationen gearbeitet werden. Ergänzend sind sowohl orale Medikation (Antiphlogistika und/oder Muskelrelaxantien) sowie Infiltrationen mit Lokalanästhetika, Antiphlogistika oder auch Kortikoiden möglich.

Akuttherapie

In allen Gelenkbereichen empfiehlt sich eine manuelle Therapie. In Abhängigkeit von dem gewünschten oder auch unerwünschten pharmakologischen Einsatz kann auch mit Antiphlogistika oder Muskelrelaxantien ergänzend gearbeitet werden. An der Halswirbelsäule kann zusätzlich mit Salbenverbänden gearbeitet werden. An der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule empfiehlt sich zusätzlich eine Wärmetherapie. Im Bereich der Lendenwirbelsäule sowie am Ileosakralgelenk und Brustwirbelsäule kann auch mit Wärme und Strom gearbeitet werden. Massagen dienen der Muskellockerung und werden oft als angenehm empfunden.

Konservative/symptomatische Therapie

Siehe oben.

Medikamentöse Therapie

Siehe oben.

Autor

Johannes Mortier