Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Stellatumblockade

Synonyme

Halsgrenzstrangblockade

Englischer Begriff

Stellate block

Definition

Die Stellatumblockade wird durch gezielte Leitungsanästhesie des Ganglion stellatum (Ganglion cervicothoracicum) erzeugt. Sie wird zur Lösung arteriovenöser Krämpfe (Gefäßspasmen) angewendet, da Blutgefäße sympathisch innerviert werden. Durch diese Blockade kommt es zu einer Vasodilatation im gesamten Einzugsgebiet mit verminderter Schweißsekretion. Als Zeichen des Wirkungseintritts lässt sich ein Horner-Syndrom beobachten.

Indikation

Arterielle Durchblutungsstörungen im Versorgungsgebiet und sympathisch erhaltene Schmerzen wie bei Migräne, halbseitigem Kopfschmerz, postkommotionellen Beschwerden, Osteochondrose der Halswirbelsäule, Brachialgia nocturna, Zoster- und Trigeminusneuralgie.

Kontraindikation

Gerinnungsstörungen, Parese der (kontralateralen) Nn. phrenicus und recurrens, kontralateraler Pneumothorax, mäßig kompensierte pulmonale Insuffizienz, schweres Asthma bronchiale, AV-Block II. und III. Grades, frischer Herzinfarkt, bradykarde Herzrhythmusstörungen (Schrittmacher!).

Durchführung

Da sowohl das Köpfchen der ersten Rippe wie der ersten Brustwirbel von außen nicht tastbar sind, orientiert man sich am Sternoklavikulargelenk, am medialen Rand des M. sternocleidomastoideus und am Krikoidknorpel. Der Krikoidknorpel liegt beim Erwachsenen in Höhe des sechsten Halswirbelkörpers, das Ganglion stellatum ventral des Processus tranversus des siebten Halswirbelkörpers, d. h. pleuranah. Daher wird ein kranialer Zugang vom sechsten Halswirbelkörper gewählt. Der Patient liegt mit leicht erhobenem Oberkörper auf dem Rücken mit leicht überstrecktem Hals und leichter Neigung des Kopfs zur kontralateralen Seite. Mit dem Zeigefinger der einen Hand palpiert man den Unterrand des Krikoidknorpels und drückt lateral von diesem den Finger gegen die Halswirbelsäule. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Pulsation der A. carotis communis lateral des Fingers getastet wird! Über dem liegenden Finger wird eine feine 3–4 cm lange Kanüle nach dorsal durch die Haut gestochen. Schon nach 2,5–3,5 cm fühlt man den knöchernen Kontakt mit dem Querfortsatz des sechsten Halswirbels. (Ohne Knochenkontakt keine Injektion!) Nach Zurückziehen der Kanülenspitze um 2–3 mm wird in zwei Ebenen (!) aspiriert, um mit Sicherheit eine intravasale Injektion auszuschließen. Nach der Injektion des Lokalanästhetikums wird die Kanüle zurückgezogen, und der Patient wird nun soweit wie möglich aufgesetzt. Durch das Aufsetzen wird erreicht, dass das injizierte Lokalanästhetikum nach kaudal absinkt und das gesamte Ganglion stellatum infiltriert. Das deutlichste Zeichen für eine erfolgreiche Stellatumblockade ist das Horner-Syndrom (Miosis, Enophthalmus und Ptosis der blockierten Seite). Andere Zeichen sind neben der Zunahme der Durchblutung von Wange, Gesicht, Nacken und Arm (Rötung) eine deutliche Injektion der Konjunktiven und Skleren, Anhidrosis von Gesicht und Nacken, Tränenfluss und Völlegefühl der Nase (Guttmann-Zeichen). Fast gleichzeitig mit diesen Symptomen tritt subjektiv die Wärmezunahme im gesamten Innervationsgebiet des Halssympathikus auf.

Nachbehandlung

Wegen möglicher Komplikationen (z. B. hohe Spinal- oder Epiduralanästhesie, intraarterielle Injektion des Lokalanästhetikums mit Krampfanfall, Pneumothorax) darf die Stellatumblockade nur in Narkose- und Reanimationsbereitschaft durchgeführt werden. Insbesondere darf wegen der Gefahr der Blockade des N. laryngeus recurrens und des N. phrenicus eine Stellatumblockade nur einseitig angelegt werden. Bei Verdacht auf einen Pneumothorax nach Anlage der Stellatumblockade sollte vier bis acht Stunden später eine Röntgenkontrolle durchgeführt werden.

Autor

Peter Teschendorf