Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Ellenbogengelenk, Luxation

Synonyme

Ellenbogenverrenkung; Ellenbogenauskugelung; Kapsel-Band-Verletzung Ellenbogen

Englischer Begriff

Elbow dislocation

Definition

Auskugelung des Ellenbogengelenks.

Pathogenese

Luxationen des Ellenbogengelenks entstehen beim Sturz auf die Hand bei gebeugtem oder überstrecktem Ellenbogen. Die Luxation erfolgt meist nach dorsal und ist häufig mit einer Fraktur kombiniert.

Symptome

Schmerzhafte Fehlstellung des Ellenbogengelenks.

Diagnostik

Schon durch Inspektion leicht zu erkennen, da die physiologische Knochenkonstellation (Hueter-Dreieck gebildet von den Epikondylen und der Olekranonspitze) nicht mehr vorhanden ist. Die Interpretation von Röntgenbildern kann Schwierigkeiten bereiten, da bei nicht exakt axial getroffenen Aufnahmen Überlagerungen möglich sind (siehe Abb. 1 und Abb. 2).


Abb. 1.
Luxation des Ellenbogengelenks im anterior-posterioren Strahlengang


Abb. 2.
Luxation des Ellenbogengelenks im schräg-seitlichen Strahlengang.

Differenzialdiagnose

Ellenbogenfrakturen, Distorsionen.

Therapie

Baldmögliche Reposition.

Akuttherapie

Nach Kontrolle von Durchblutung und Nervenfunktion notfallmäßige Reposition duch vorsichtigen Zug am Unterarm bei etwa 30°-Beugung mit oder ohne Narkose. Bei Repositionshemmung (Fraktur des Processus coronoideus) oder ausgedehnter Weichteiltraumatisierung mit Instabilität muss die Reposition operativ durchgeführt werden.

Konservative/symptomatische Therapie

Nach Reposition und kurzfristiger Ruhigstellung je nach Schwere der Weichteilverletzung bzw. nach Ausmaß der Instabilität kann frühzeitig (nach drei bis vier Tagen aus einer Gipsschiene heraus) oder nach Gipsruhigstellung von maximal drei bis vier Wochen mit der funktionellen Therapie begonnen werden (Cave: zu lange Ruhigstellung fördert persistierende Bewegungseinschränkungen durch Kontrakturen des Kapsel-Band-Apparats!).

Medikamentöse Therapie

Analgetika, Antiphlogistika.

Operative Therapie

Bei ausgedehnten Weichteilverletzungen mit persistierenden Instabilitäten, bei Repositionshemmung (Fraktur des Processus coronoideus) oder kindlichen Abrissfrakturen ist die Indikation zur operativen Reposition, osteosynthetischen Stabilisierung der Frakturen und Rekonstruktion der Kapsel-Band-Strukturen gegeben. Bei chronisch gelockerten Kollateralbändern werden verschiedene Techniken der Bandversetzung oder auch von Bandersatz beschrieben.

Dauertherapie

Krankengymnastik und physikalische Therapie.

Bewertung

In der Regel sind durch konservative Therapie (geschlossene Reposition) bei entsprechend guter und langdauernder Krankengymnastik (über den Regelfall hinausgehende Dauer) gute funktionelle Ergebnisse zu erzielen.

Nachsorge

Intensive Krankengymnastik zur muskulären Stabilisierung und Wiederherstellung der Beweglichkeit.

Autor

Casper Grim