Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Hackenfuß, angeborener

Synonyme

Pes calcaneus

Englischer Begriff

Pes cavus

Definition

Angeborene Fußdeformität, die durch eine Steilstellung des Fersenbeins und ein übermäßige Dorsalextension des Fußes gekennzeichnet ist.

Pathogenese

Ursächlich für die Hackenfußfehlhaltung können intrauterine Zwangslagen sowie ein Fruchtwassermangel sein. Die seltene Hackenfußdeformität kann durch eine muskuläre Imbalance zwischen dem M. triceps surae und den Fußextensoren sowie durch Schluss-Störungen des Neuralrohrs (z. B. Spina bifida) hervorgerufen werden.

Symptome

Der Fuß des Neugeborenen steht in einer übermäßigen Dorsalextension, wobei der Fußrücken in Extremfällen der Unterschenkelvorderseite anliegen kann. Die Fußwölbungen sind nicht zu erkennen. Auf dem Fußrücken zeichnet sich ein vermehrter Weichteilüberschuss ab.

Diagnostik

Eine detaillierte Untersuchung beider unterer Extremitäten ist erforderlich, um begleitende Erkrankungen (z. B. Hüftdysplasie) ausschließen zu können. Die Hackenfußfehlhaltungen lassen sich beim Neugeborenen meist bis zur Neutralposition überführen. Gelingt dies nicht oder handelt es sich um eine kontrakte Deformität, so muss das Vorliegen schwerer Fußdeformitäten (z. B. Talus verticalis) ausgeschlossen werden.

Differenzialdiagnose

Talus verticalis; Angeborener Hackenhohlfuß

Therapie

Mit einer milden manuellen Redression lässt sich die Fußdeformität meist innerhalb weniger Wochen folgenlos behandeln. Nur in seltenen Fällen ist eine Redressionstherapie erforderlich.

Akuttherapie

Wenn der Fuß nach der Geburt bereits bis zur Neutralstellung im oberen Sprunggelenk redressiert werden kann, sind mehrmals tägliche Dehnungsbehandlungen therapeutisch ausreichend. Lässt sich die Neutralstellung nicht erreichen, ist eine Bandagierung oder Schienenbehandlung indiziert.

Konservative/symptomatische Therapie

Unmittelbar nach der Geburt wird mit einer Dehnung der anterioren Weichteile am oberen Sprunggelenk, insbesondere der Fuß- und Zehenextensoren begonnen. Diese Behandlung kann nach entsprechender Unterweisung durch die Eltern fortgeführt werden. Ist das Erreichen der Neutralposition im oberen Sprunggelenk nicht möglich, können Bandagen oder in seltenen Fällen eine Gipsschiene indiziert sein, um eine etappenweise Redression der Hackenfußstellung zu erreichen. Die Verbände müssen anfangs täglich, später mindestens zweimal wöchentlich erneuert werden. Die Dauer der Behandlung beträgt ca. sechs bis zwölf Wochen.

Dauertherapie

Bei der Hackenfußfehlhaltung ist keine dauerhafte Therapie erforderlich. Die Hackenfußdeformitäten können je nach Ausbildung eine orthopädische Schuhzurichtung oder auch orthopädisches Schuhwerk zur Bettung des Fußes erfordern.

Bewertung

Die Hackenfußfehlhaltung ist auf eine lagebedingte Zwangshaltung zurückzuführen und in der Regel mit manueller Dehnungsbehandlung innerhalb weniger Wochen folgenlos zu behandeln. Myogen oder neurogen determinierte Hackenfußdeformitäten haben eine schlechtere Prognose und müssen einer konsequenten Redressionsbehandlung zugeführt werden.

Nachsorge

Die flexiblen Hackenfußfehlhaltungen müssen nach Erreichen einer seitengleich freien Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk nicht routinemaßig kontrolliert werden. Strukturell fixierte Hackenfußdeformitäten sollten mindestens bis zum Abschluss der konservativen Behandlung und Erreichen der normalen Fußkonfiguration fachorthopädisch kontrolliert werden. Dies gilt insbesondere für die neurogen oder myogen verursachten Deformitäten, bei denen ein operativer Eingriff (z. B. Sehnentransposition, Korrekturarthrodese) erforderlich wird.

Autor

Renée Fuhrmann