Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Amputation, spezielle, untere Extremitäten, Kniegelenk

Synonyme

Transgenikuläre Amputation

Englischer Begriff

Knee disarticulation

Definition

Exartikulation des Beins im Kniegelenk. Vorteil ist ein erhaltenes Muskelgleichgewicht am Oberschenkel sowie eine volle Entlastbarkeit, kolbiges Stumpfende, geringer Blutverlust intraoperativ.

Indikation

Alle Arten von Durchblutungsstörungen, Traumata, Tumore.

Kontraindikation

Wenn peripherere Amputationshöhen möglich sind.

Durchführung

Die Kniegelenkexartikulation ist ein sehr schonender Eingriff, da in der Regel kaum Muskulatur durchtrennt werden muss. Die Wahl des Hautschnitts richtet sich nach der lokalen Wund- und Hautsituation; sowohl Hinterlappen- als auch Vorderlappen- als auch eine sagittale Lappenführung sind möglich. Idealerweise liegt die Narbe in der Dorsalseite in der sagittalen Ebene.

Rückenlage, Hüfte beweglich abgedeckt, Keil unter dem Gesäß. Zirkulärer Hautschnitt etwa vier bis fünf Querfinger distal des Tibiaplateaus zur Bildung von zwei seitlichen Hautlappen. Präparation des Lig. patellae, das hochgeschlagen wird; Durchtrennung von Kapseln und Bändern; die Menisken werden, wenn sie vital sind, belassen. Ebenfalls wenn möglich keine Knorpelpräparation. Durchtrennung der hinteren Gelenkkapsel, Versorgung der Gefäße in der Poplitearegion, wobei N. tibialis und N. peroneus etwa gut 5 cm weiter proximal versorgt werden. Bei nekrotischen Menisken und Bändern sind diese vollständig zu entfernen. Die Patella wird nicht an Sehnen bzw. Kreuzbandstümpfen reinseriert und möglichst belassen. Sie retrahiert sich, kommt außerhalb der Prothesenbelastungsfläche zu liegen und garantiert einen kolbigen Stumpf mit sicherer, rotationsstabiler Einbettung in der Prothese. Falls die Hautspannung zu hoch ist, gegebenenfalls Patellektomie oder transkondyläre Nachamputation.

Nachbehandlung

Gefahr der Nekroseentstehung über dem lateralen Kondylus bzw. der Patella, daher guter Wattewickelverband mit Abpolsterung proximal der Kondylen durch dickes Wattepolster und dadurch bedingtes Freiliegen der Kondylen notwendig. In der Prothesenversorgung muss der Schaftboden den knöchernen Kondylenverhältnissen folgen. Knieexartikulationsprothese.

Autor

Bernhard Greitemann

FA Orthopädie, Physikalische und rehabilitative Medizin, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Klinik Münsterland am Reha-Klinkum Bad Rothenfelde der DRV
Vorsitzender Vereinigung Techn. Orthopädie der DGOU und DGOOC
Vorsitzender Beratungsausschuss der DGOOC für das Orthopädieschuhtechnikhandwerk