Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Osteonekrose des Mittelhandkopfs
Dietrich’s disease; Dietrich’s syndrome
Seltene Nekrose der Mittelhandköpfe, am häufigsten des Mittelhandkopfs III.
Als ursächlich für die Osteonekrose wird eine lokale Zirkulationsstörung des Mittelhandkopfs diskutiert. Auslösend hierfür kann u. a. eine chronische Mikrotraumatisierung sein.
Auffällig sind Schmerzen bei Belastung und bei der forcierten aktiven Streckung des Fingers im Grundgelenk. Schwellungen und Überwärmungen des betreffenden Mittelhandstrahls werden ebenfalls angegeben. Das Prädilektionsalter liegt bei 20–40 Jahren.
Klinisch imponiert im akuten Stadium eine Schwellung des Handrückens in Höhe des betroffenen Mittelhandstrahls. Es findet sich meist ein lokaler Druckschmerz und Stauchungsschmerz des Fingers. Das Bewegungsausmaß im Fingergrundgelenk kann vor allem für die Extension endgradig eingeschränkt sein.
Im Frühstadium können zur Sicherung der Diagnose eine Magnetresonanztomographie oder eine Knochenszintigraphie durchgeführt werden. Röntgenologisch imponiert eine Abflachung des Mittelhandkopfs. In Abhängigkeit von der Krankheitsdauer können randständige Osteophyten zur Vergrößerung des Mittelhandkopfs beitragen. Eine subchondrale Sklerose kann ebenfalls ausgebildet sein.
Fraktur des Mittelhandkopfs.
Die Behandlung der Nekrose eines Mittelhandkopfs ist in der Regel konservativ. Kommt es zur Ausbildung einer schmerzhaften Arthrose mit deutlicher Funktionseinschränkung können operative Maßnahmen indiziert sein.
Lokale und systemische antiphlogistische Maßnahmen, Kälteapplikation, subaqualer Ultraschall, Iontophorese.
Bei begleitender Schwellung und Synovitis kann die systemische Gabe von Antiphlogistika hilfreich sein.
Operative Therapiemaßnahmen sind nur in seltenen Fällen indiziert. Steht die schmerzhafte Bewegungseinschränkung bei röntgenologisch ausgeprägten osteophytären Knochenanbauten im Vordergrund, kann eine Synovektomie des Gelenks mit gleichzeitiger „Remodellierung“ des Mittelhandkopfs (Cheilektomie) und gegebenenfalls Anbohrung (Mikrofrakturierung) von Zonen mit drittgradigem Knorpelschaden indiziert sein. Der endoprothetische Ersatz des Fingergrundgelenks bleibt Ausnahmeindikationen vorbehalten.
Die Nekrose eines oder mehrerer Mittelhandköpfe kann zu einem unterschiedlich ausgeprägten Funktionsdefizit führen. Nur selten resultiert daraus jedoch eine operative Therapiekonsequenz.
Nach Abschluss der Behandlung ist eine weitere fachärztliche Konsultation nur bei Progredienz der Beschwerden und zunehmendem Funktionsdefizit erforderlich.