Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Alterskyphose

Synonyme

Altersbuckel

Englischer Begriff

Kyphosis

Definition

Abweichung der Wirbelsäule in der Sagitalebene bedingt durch Osteoporose oder insuffiziente Band- oder Muskelstabilisierung.

Pathogenese

Reduktion der Wirbelkörperhöhe bedingt durch Osteoporose oder mikrotraumatisch bedingte Einbrüche und/oder Reduktion der Zugkräfte der dorsalen Bandstrukturen und physiologische Atrophie der Muskulatur im Alter.

Eine Störung beider Säulen führt in aller Regel zur Progression der Kyphose

Diagnostik

Im Röntgen typische Reduktion der Wirbelkörperhöhe im ventralen Anteil mit Reduktion der Stabilität der ventralen Säule und typischer Verkrümmung in der Sagitalebene im Seitbild. Klassifikation nach Cobb. Bestimmung des Rückenindex nach Neugebauer mit dem Kyphometer.

Differenzialdiagnose

Scheuermann-Kyphose, kongenitale Erkrankungen, posttraumatische Kyphosen, entzündliche Kyphose wie z. B. bei Tuberkulose, nach chirurgischen Maßnahmen, Kollagenerkrankungen, Tumoren und deren Bestrahlung.

Therapie

Konservative/symptomatische Therapie

Erfolgt mit der üblichen Leibbandage, aber auch mit Reklinationskorsetten wie z. B. Drei- bzw. Vierpunktmiedern bzw. bei massiver Fehlstellung posttraumatisch auch mit Gipsmiedern (Böhler-Mieder). Die Remobilisation posttraumatischer Kyphosen erfolgt über Spannungsübungen und Kräftigung der Bauchdecken-, Rückenstrecker- und Rumpfmuskulatur.

Begleitend dazu erfolgen entsprechende analgetische Therapien.

Operative Therapie

Operative Therapie erfolgt in Abhängigkeit vom Alter des Patienten nach hauptsächlich posttraumatisch bedingten Wirbelkörpereinbrüchen mit Höhenreduktion und Kyphosezunahme von mehr als 20°. Das Problem der posttraumatischen Kyphose sind die Verlagerung des Körperschwerpunkts nach ventral mit Gangunsicherheit und konsekutiver Sturzneigung sowie auch die Einschränkung der Lungenkapazität mit erhöhter Mortalitätsrate. Unterschieden werden offene von den gedeckten minimal invasiven Verfahren mit oder ohne stabiler Instrumentierung. Zusätzlich wird manchmal die Dekompression des Spinalkanals erforderlich. Die operative Vorgehensweise bei den instabilen posttraumatischen Kyphosen richtet sich nach dem Instabilitätsgrad. Zusätzlich ist auch manchmal eine transpedikuläre und interkorporelle Spongiosaplastik angezeigt. Das Problem ist jedoch die schlechte Verankerungsmöglichkeit am porotischen Wirbel. Daher wurde schon lange nach alternativen Stabilisierungsmethoden gesucht. Die Vertebroplastik mit Einspritzung von Knochenzement in den defekten Wirbelkörper wurde bereits 1986 entwickelt. Dadurch konnten Frakturschmerzen erheblich gemindert und die Patienten voll mobilisiert werden. Der Nachteil besteht jedoch in der mangelnden Reposition und der Gefahr des Zementaustritts. Daher wird nun bei stabilen Wirbeleinbrüchen mit lediglich ventraler Höhenreduktion nun seit 1998 die Ballonkyphoplastik eingesetzt. Dabei wir unter Bildverstärker- oder Computertomographiesicht ein Ballonkatheter transpedikulär in den frakturierten Wirbelkörper eingebracht und der Hohlraum des reponierten Wirbels mit Knochenzement aus TriKalziumphospat aufgefüllt. Eine minimale invasive Methode, die es dem Patienten ermöglich, möglichst rasch ohne Mieder und Schmerzen seine Wirbelsäule wieder axial zu belasten.

Autor

Casper Grim