Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Übergangswirbel, lumbosakraler

Synonyme

Assimilationswirbel

Englischer Begriff

Assimilated vertebra; Transitional vertebra

Definition

Anlagebedingte Variation des Wirbelsäulenaufbaus am lumbosakralen Übergang.

Beschreibung

Die anlagebedingte Variation des lumbosakralen Übergangs kann in verschiedenen Formen auftreten. Die asymmetrische Variante betrifft nur eine Seite, die symmetrische beide Seiten. Es kann eine Lumbalisation des ersten Kreuzbeinwirbels vorliegen, wobei dieser die morphologischen Kennzeichen eines freien Lumbalwirbels hat und nicht in das Kreuzbein integriert ist. Dies zeigt sich röntgenologisch in scheinbar sechs freien Lendenwirbeln. Ist nur eine Seite betroffen, spricht man von Hemilumbalisation. Die Sakralisation beschreibt hingegen die Assimilation des fünften Lendenwirbels in das Sakrum, so dass röntgenologisch nur vier freie Lendenwirbel imponieren. Eine einseitige Ausbildung wird als Hemisakralisation bezeichnet. Grundsätzlich kann die Assimilation knöchern vollständig oder auch nur teilweise ausgebildet sein.

Die Assimilationsvarianten haben vor allem bei Planung operativer Eingriffe (z. B. Bandscheibenoperationen) eine große Bedeutung, so dass die Nomenklatur einheitlich gewählt werden sollte, um Verwechslungen des Bewegungssegments zu vermeiden. In Zweifelsfällen kann eine Röntgenaufnahme der Brust- und Lendenwirbelsäule erforderlich sein, die die numerische Bestimmung der Wirbel ermöglicht.

Eine klinische Symptomatik kann bei einer unvollständigen Assimilation entstehen, ist jedoch selten. Kommt es beispielsweise bei einer unvollständigen Sakralisation des fünften Lendenwirbels zur Ausbildung einer Kontaktarthrose zwischen dem verbreiterten Querfortsatz und dem Os sacrum, kann dies zu lokalen oder pseudoradikulären Beschwerden führen, die vergleichbar sind mit Erkrankungen der Iliosakralgelenke.

Autor

Renée Fuhrmann