Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Weakness of the opponens pollicis muscle
Mangelnde Kraftentwicklung bzw. reduzierte Fähigkeit zur Durchführung der Daumenopposition.
Bei proximaler oder distaler Medianuslähmung sowie bei angeborenen Erkrankungen (z. B. hypoplastischer Daumen, mangelnde Anlage der Thenarmuskulatur) kann es zur Ausbildung einer Oppositionsschwäche des Daumens kommen. Möglich ist auch ein knöcherner Ausriss des M. opponens pollicis vom Grundglied des Daumens.
Die Untersuchung der betroffenen Hand zeigt bei Vorliegen einer peripheren Parese des N. medianus den typischen Sensibilitätsausfall der palmaren Flächen der ersten drei Finger und der radialen Seite des vierten Fingers sowie die mangelnde oder fehlende Oppositionsfähigkeit des Daumens. Bei proximaler Parese des N. medianus ist die Thenarmuskulatur atrophisch und der Daumen wird in der Ebene der Mittelhand gehalten (Affenhand). Zusätzlich liegt ein Ausfall der aktiven Endgliedbeugung des Daumens, des Zeige- und des Mittelfingers sowie eine Abschwächung bis Aufhebung der aktiven Beugung in den Mittelgelenken der beiden radialen Langfinger vor.
Proximale oder distale Medianuslähmung, hypoplastischer Daumen.
Die Behandlung einer Oppositionsschwäche des Daumens besteht bei zugrunde liegendem Ausfall des N. medianus in einer motorischen Ersatzoperation. Die unterschiedlichen Operationstechniken werden an den individuellen Befund adaptiert.
Bei der proximalen Medianuslähmung kann eine motorische Ersatzoperation (z. B. Sehne des M. extensor indicis, des M. extensor carpi radialis longus, des M. extensor carpi ulnaris, des M. extensor digiti minimi oder Lappen des M. abductor digiti minimi) zur Wiederherstellung der Daumenopposition durchgeführt werden. Da bei distaler Medianuslähmung meist die Zirkumduktion des Daumens gestört ist, bietet sich therapeutisch die Transposition der Sehne des M. flexor digitorum superficialis IV an. In Abhängigkeit von den Weichteilverhältnissen im Bereich des Daumens kann auch eine Knochenspaninterposition zwischen den Mittelhandknochen I und II in Kombination mit einer Arthrodese des Daumensattelgelenks erforderlich sein, um den Daumen dauerhaft in eine funktionelle Oppositionsstellung zu überführen.
Das funktionelle Ergebnis motorischer Ersatzoperationen richtet sich vor allem nach dem Lähmungsmuster und der begleitenden Weichteilschädigung. Grundsätzlich kann der Daumen durch eine Opponensplastik den Langfingern gegenübergestellt werden, so dass sich das gestörte Greifmuster nachhaltig verbessern lässt.
Postoperativ sind nach der Phase der Immobilisation (ca. vier Wochen nach motorischer Ersatzoperation) eine Versorgung mit einer Lagerungsschiene sowie eine intensive ergotherapeutische Übungsbehandlung zur Gebrauchsschulung der Hand erforderlich.