Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Dreieckströme

Definition

Dreieckströme sind innerhalb der niederfrequenten Reizstromtherapie angewendete Stromimpulse zur Muskelreizung.

Indikation

Muskelreizung zur Atrophieverhütung bei längerer Immobilisation und bei Reinnervation denervierter Muskeln.

Kontraindikation

Das Vorhandensein eines Herzschrittmachers stellt eine relative Kontraindikation dar. Stimulationselektroden dürfen nicht auf Wunden appliziert werden, und eine Muskelstimulation in der Nähe frischer Thromben ist ebenfalls kontraindiziert. Vorsicht ist bei der Wahl der Impulsstärke angezeigt, um lokale Verbrennungen unter den Elektroden zu vermeiden.

Durchführung

Allgemein werden bei der niederfrequenten Reizstromtherapie kurze Stromimpulse von unter 1 ms in einer Frequenz von 10–100 Hz appliziert, um Aktionspotentiale an Nervenfasern und Muskeln auszulösen. Dies führt zur Kontraktion von Muskelfasern, die danach erschlaffen, um dann wieder stimuliert zu werden. Theoretisch unterscheidet man einen linearen, dreieckförmigen Anstieg der Stromstärke von einem rechteckförmigen, sofortigen Anstieg. Auch ein exponentieller Anstieg der Stromstärke (Exponentialstrom) ist abzugrenzen. Durch Dreieckströme sollen sich relativ selektiv erkrankte Fasern stimulieren lassen, während gesunde Fasern nicht ansprechen. Bei den im Rahmen der Niederfrequenztherapie gewählten kurzen Impulsdauern ist dieser Effekt nicht sicher relevant, da sowohl der rechteckförmige als auch der dreieckförmige Anstieg der Stromstärke eine relativ plötzliche Depolarisation auslösen. Praktisch wird die Applikation von Dreieckströmen durch die Anlage von Reizelektroden über der zu stimulierenden Muskelgruppe und die Wahl der oben beschriebenen Impulsdauern, Impulsstärken und Frequenz am Stimulationsgerät durchgeführt (siehe hierzu auch Faradisation).

Autor

Nils Hailer