Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Aufwachraum

Synonyme

Aufwacheinheit

Englischer Begriff

Recovery room; Recovery unit; Postanaesthetic care unit; Pacu (postanaesthetic care unit)

Definition

Der Aufwachraum ist einÜberwachungsraum für Frischoperierte ohne Stationscharakter und ohne eigene Betten. Als Intensivüberwachungseinheit dient er als Schnittstelle zwischen Operationssaal und Normalstation. Hier bleibt der frischoperierte Patient im Bett seiner Station so lange, bis er aus der Narkose erwacht, wieder im Vollbesitz seiner Schutzreflexe ist und keine unmittelbaren Komplikationen vonseiten der Atmung, des Kreislaufs und des operativen Geschehens (z. B. Nachblutung, Flüssigkeits- und Elektrolytimbalancen, Unterkühlung) mehr zu erwarten sind. Der Aufenthalt im Aufwachraum ist auf einige Stunden begrenzt.

Neben der Weiterführung einer intraoperativ begonnenen Infusions- und medikamentösen Therapie (z. B. gegen Übelkeit und Erbrechen) beginnt im Aufwachraum in vielen Fällen bereits die postoperative Schmerztherapie unter Einsatz verschiedener Verfahren, so der rückenmarksnahen Opioidapplikation oder auch der patientenkontrollierten Analgesie (PCA). Diese Verfahren werden im Aufwachraum eingeleitet und in ihrer Wirkung bzw. Nebenwirkung beurteilt. Auf dieser Basis ist häufig eine gefahrlose Weiterführung auf den Bettenstationen möglich.

Der Zweck des Aufwachraums besteht insbesondere darin, die Inzidenz unmittelbarer postoperativer Komplikationen bei gleichzeitiger rationeller Nutzung personeller und apparativer Ressourcen zu verringern. Der Aufwachraum nimmt eine Stellwerkfunktion wahr. Hier werden durch den Anästhesisten, gegebenenfalls in Absprache mit den Operateuren, Entscheidungen getroffen, z. B. über die Notwendigkeit einer Reoperation, die Weiterbehandlung auf einer Normalstation, einer Intensivüberwachungseinheit oder auch einer Intensivtherapieeinrichtung. Verbunden damit hat der Aufwachraum eine Pufferfunktion. Intensivmedizinische Maßnahmen werden hier kurzfristig übernommen, falls die entsprechende Therapie- oder Überwachungseinheit nicht aufnahmefähig ist. Auf der anderen Seite hat sich manchmal die postoperative Situation vieler Patienten nach einer mehrstündigen Behandlung im Aufwachraum soweit stabilisiert, dass z. B. eine Verlegung in die Intensivtherapieeinheit nicht mehr nötig ist. Diese Symbiose von Puffer- und Stellwerkfunktion ist gerade heute bei eingeschränkten Kapazitäten, aber auch aus ökonomischen Gründen von Bedeutung.

In manchen Kliniken wird wegen fehlender entsprechender Funktionseinheiten der Aufwachraum auch zur präoperativen Vorbereitung von Hochrisikopatienten genutzt. Ob dies möglich ist oder nicht, wird stark von örtlichen Gegebenheiten beeinflusst.

Autor

Peter Teschendorf