Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Muskeltransplantation

Synonyme

Muskellappenplastik; Muskeltransfer

Englischer Begriff

Muscle transfer

Definition

Entnahme eines autologen Muskellappens oder Muskels und Implantation in eine andere Körperstelle zum Zweck der Deckung, der Funktionsverbesserung oder der Wiedererlangen der Funktion.

Indikation

Muskellappenplastiken werden zur Deckung und Rekonstruktion bei großen Gewebedefekten nach offenen Frakturen, Weichteilinfekten oder Tumoroperationen verwendet. Eine weitere Möglichkeit für Muskeltransplantationen stellen Funktionsverluste durch Nervenschädigungen oder Muskelschwächen aufgrund neuromuskulärer Erkrankungen dar.

Kontraindikation

Schlechter Allgemeinzustand des Patienten. Unkenntnis der mikrobiologischen Besiedlung bei Weichteilinfekten.

Durchführung

Je nach Indikation wird das Empfängergebiet entsprechend präpariert. Der zu transplantierende Muskel wird freipräpariert, in das Empfängergebiet angepasst, und die Gefäße werden anastomiert. Häufig werden Lappen von M. latissimus dorsi, M. gastrocnemius, M. soleus oder M. rectus femoris transplantiert. Des Weiteren können Muskeltransplantationen zur Wiedererlangung der Funktion dienen; beispielsweise können beim Vorliegen einer Radialisparese die Handgelenkextension durch Verlagerung des M. pronator teres auf die Mm. extensores carpi radialis longus und brevis und die Fingerextension durch Verlagerung des M. flexor carpi ulnaris auf den M. extensor digitorum communis verbessert werden. Hier werden die Muskeln nur an ihren Ansätzen verlagert. Die ursprüngliche Gefäßversorgung bleibt damit erhalten.

Nachbehandlung

Kontrolle des „Angehens“ des Transplantats und der Wundheilung. Physiotherapeutische Maßnahmen für das Erlernen der gewünschten Funktionen.

Autor

Thilo Hotfiel