Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Beinverkürzung

Synonyme

Verkürzungsosteotomie

Englischer Begriff

Leg shortening

Definition

Verkürzung eines Beins durch temporäre oder endgültige Ausschaltung der Epiphysenfugen oder nach Wachstumsabschluss durch Resektion eines femoralen Knochensegments mit nachfolgender Osteosynthese. Ziel: Beinlängenausgleich.

Indikation

Epiphyseodese: Beinlängendifferenz > 2 cm.

Resezierender Eingriff nur in Ausnahmefällen: Patient älter als 40 Jahre, Beinlängendifferenz > 3 cm, kein Erfolg der konservativen Therapie.

Kontraindikation

Geringe oder funktionelle Beinlängendifferenzen, nicht-sanierte Infektionen oder Tumoren des anderen Beins, Gehunfähigkeit.

Durchführung

Wachstumsphase: Es muss noch ausreichend Wachstumspotential vorhanden sein. Gegebenenfalls Bestimmung des Skelettalters. Empfohlenes Alter ca. 10.–15. Lebensjahr.

Temporäre Epiphyseodese der distalen Femurepiphysen und proximalen Tibiaepiphysen medial und lateral mit Blount-Klammern. Vorteil: flexiblere Reaktion auf das weitere Wachstum möglich. Nachteil: größere Narben, Metallentfernung erforderlich.

Epiphyseodese durch perkutane Destruktion der Epiphysenfuge mit Minifräsen. Exakte Bestimmung der Wachstumspotenz (Skelettalter) zur Operationsterminierung erforderlich, da irreversibler Wachstumsstopp. Vorteil: minimalinvasiver Eingriff, keine Metallentfernung. Nachteil: bei subtotaler Ausräumung Fehlwachstum (varus – valgus).

Nach Wachstumsabschluss: femorale Segmentresektion. Verfahren: intertrochantere Resektion mit oder ohne Varisation des Centrum-Collum-Diaphysen-Winkels, Winkelplattenosteosynthese, subtrochantere oder diaphysäre Resektion, intramedulläre Osteosyntheseverfahren oder winkelstabile Plattenosteosynthese.

Nachbehandlung

Epiphyseodese, Blount-Klammern: rascher schmerzadaptierter Belastungsaufbau, regelmäßige Röntgenkontrollen (alle drei bis sechs Monate) je nach Beinlängendifferenz, Klammern erst bei leichter Überkompensation der operierten Seite entfernen. Ideal: Beinlängenausgleich bei Verschluss der Fugen.

Epiphyseodese, Ausräumung: Tutor oder in Streckstellung (10°-Flexion) fixierte Beinorthese für sechs bis acht Wochen. Röntgenaufnahmen zur Kontrolle der Knieachsen und der knöchernen Konsolidierung der Fugen; anschließend Mobilisierung.

Resezierende Verfahren: in der Regel belastungsstabile Osteosynthesen mit raschem schmerzadaptierten Belastungsaufbau. Röntgenaufnahmen nach drei, sechs und zwölf Wochen zur Kontrolle der knöchernen Konsolidierung und Lage des Osteosynthesematerials; Metallentfernung nach ca. einem Jahr.

Autor

Rolf Haaker, Michael Kamp

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen