Springer-Verlag
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 0-9

Adoleszentenskoliose

Synonyme

Idiopathische Skoliose

Englischer Begriff

Idiopathic scoliosis

Definition

Dauerhafte seitliche Krümmung der Wirbelsäule (thorakal, lumbal oder thorakolumbal) mit gleichzeitiger Rotation und Torsion infolge einer Asymmetrie der Wirbelkörper (> 10° nach Cobb).

Siehe auch Skoliose und Skoliose, idiopathische.

Pathogenese

Erstdiagnose nach Beginn der Pubertät (12.–18. Lebensjahr), meist schmerzlos; Mädchen 4-mal häufiger betroffen als Jungen, familiäre Häufung (60 % höheres Risiko bei Verwandten ersten Grades). 85 % der Skoliosen sind idiopathischen Ursprungs, d. h. die ursächliche Störung ist unbekannt. Problem: Progredienz der Krümmung, in der Wachstumsphase am ausgeprägtesten, bei thorakalen und thorakolumbalen Skoliosen ausgeprägter.

Symptome

Selten Beschwerden, eher Blickdiagnose.

Diagnostik

Klinische Untersuchung: zunächst allgemeiner Befund, körperlicher Reifezustand, Körperlänge/Körperwachstum, dann Körperlot, Körpergröße, Sitzgröße, Armspannweite, Schulterhöhe, Rückenprofil, Krümmungsrichtung, seitliches Profil, Funktionstest der Wirbelsäule, Rippenbuckel, Lendenwulst, Rotationsindex, Taillendreiecke, Brustasymmetrie, Atemfunktion (Vitalkapazität, Atemzeitvolumen, funktionelle Residualkapazität), neurologischer Status; Röntgen: Ganzaufnahmen der Wirbelsäule, gegebenenfalls Funktionsaufnahmen (Bending), Beurteilung des Krümmungswinkels und der Rotation (Cobb-Winkel), Skelettalter nach Risser-Zeichen.

Differenzialdiagnose

Skoliose anderer Genese, z. B. neuropathisch, myopathisch, kongenital.

Therapie

  • Ziel: Begradigung oder Besserung der Wirbelsäulenkrümmung.
  • Grundlage: regelmäßige Kontrolle, Aufklärung und Führung des Patienten und seiner Eltern; konsequente, tägliche Krankengymnastik; in Abhängigkeit vom Ausmaß Korsett, Operation, Sport auch ohne Korsett.

Konservative/symptomatische Therapie

Hauptkrümmung < 20°: Krankengymnastik; Hauptkrümmung > 20° und Progredienz der Verkrümmung oder Hauptkrümmung > 30° und noch vorhandene Wachstumspotenzen mindestens ein Jahr: Korsett-Therapie (z. B. Chéneau) plus Krankengymnastik.

Operative Therapie

Krümmungen > 40° im Wachstumsalter, Krümmungsprogredienz trotz Korsettbehandlung, starke Rotation (Progredienz), Imbalance der Wirbelsäule (Lotabweichung), Fusionsstrecke und kosmetische Beeinträchtigung; Ziel: Korrektur, Stabilisierung (Versteifung), Balance unter Einsparung von Segmenten.

Verfahren: z. B. dorsale Distraktionsspondylodese (DDS), ventrale Derotationsspondylodese (VDS).

Dauertherapie

Krankengymnastik und gegebenenfalls Korsett-Therapie.

Bewertung

Im Wachstumsalter ist mit einer Zunahme der Skoliose zu rechnen. Der Verlauf und die Prognose sind umso schlechter, je jünger das Kind und je ausgeprägter die Krümmung sind.

Autor

Kirstin Richter

Anzeige

© Springer 2017
Powered by kb-soft