Nukleolyse
Chemonucleolysis
Hydrolyse der nicht-kollagenen Polypeptide des Nucleus pulposus zur Volumenreduktion.
Bandscheibenprotrusion mit erhaltenem Anulus fibrosus bei jüngeren Patienten.
Hinweise auf Vorliegen einer neurologischen Symptomatik, Konus-Kauda-Syndrom, Spinalkanalstenose, Bandscheibensequester, allergische Reaktion auf Chymopapain, Inkontinuität des Anulus fibrosus.
Die Chemonukleolyse muss wegen des Risikos anaphylaktischer Reaktionen unter anästhesiologischer Bereitschaft durchgeführt werden. In Bauch- oder Seitenlage mit Kyphosierung der Wirbelsäule wird unter sterilen Kautelen und Lokalanästhesie der Bandscheibenzwischenraum (meist lumbal, selten zervikal) unter Durchleuchtung punktiert. Anschließend erfolgt die Instillation eines Kontrastmittels in den zentral liegenden Nucleus pulposus (Diskographie). Oftmals kommt es dabei durch die Volumenvermehrung zur Auslösung des dem Patienten bekannten Schmerzsyndroms. Bei intaktem Anulus fibrosus reichert sich das Kontrastmittel (0,5–1 mm3) ausschließlich innerhalb des zentralen Bandscheibenkerns an. Nun kann das Enzym (Chymopapain oder Kollagenase und Chondroitinase) injiziert werden.
Es kommt dann zur hydrolytischen Spaltung der nicht-kollagenen Polypeptide, was die hohe Wasserbindungskapazität des Nucleus pulposus und damit die Volumenschwankungen reduziert. Als unverändert problematisch ist die hohe Komplikationsrate von anaphylaktischen (> 0,1 %) und allergischen Reaktionen (> 1 %) anzusehen. Kreuzschmerzen nach der Injektion sind relativ häufig (> 3 %).
Alternative Methoden zur chemischen Volumenreduktion des Nucleus pulposus sind die Injektion von „Gelified“ Äthanol (Mischung aus Äthylalkohol, Äthylzellulose und Wolfram) oder eines Sauerstoff-Ozon-Gemisches.
Die Behandlung nach durchgeführter Chemonukleolyse entspricht dem Regime der operativen Bandscheibenausräumung. Nach ein bis zwei Tagen Bettruhe und entsprechender analgetischer und antiphlogistischer Therapie kann mit der Mobilisation unter physiotherapeutischer Anleitung begonnen werden. Isometrische Kräftigungsübungen der Rumpfmuskulatur und eine Einweisung in Übungen zur Rückenschule sind unerlässlich. Eine Versorgung mit einer Rumpforthese oder einem Mieder sind nicht zwingend erforderlich.
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