OSG-Instabilität
Ankle instability
Akute oder chronische pathologische Laxität des oberen Sprunggelenks (OSG) durch insuffiziente ligamentäre und/oder neuromuskuläre Stabilisierungsfähigkeit.
Die akute OSG-Instabilität wird durch eine traumatische Bandruptur verursacht. Diese kann sowohl den lateralen Bandkomplex (Lig. fibulotalare anteriurs, Lig. fibulocalcaneare), den medialen Bandkomplex (Lig. deltoideum, Springligament) oder beide betreffen. Am häufigsten wird eine laterale OSG-Instabilität gesehen, die durch ein Supinationsinversionstrauma verursacht wird. Ein Pronationseversionstrauma hingegen führt zu einer akuten medialen OSG-Instabilität.
Die chronische OSG-Instabilität wird pathomechanisch durch eine persistierende mechanische Instabilität, funktionelle Instabilität oder durch eine Kombination aus beiden verursacht. Die chronische OSG-Instabilität kann ebenfalls den lateralen OSG-Bandkomplex (laterale chronische OSG-Instabilität), den medialen OSG-Bandkomplex (mediale chronische OSG-Instabilität) oder beide (Rotationsinstabilität) betreffen. Trotz der qualitativ hohen Maßnahmen in der konservativen Therapie der akuten OSG-Instabilität kommt es in bis zu 40 % der Fälle im Verlauf zur Entwicklung einer chronischen OSG-Instabilität, die unbehandelt in einer posttraumatischen OSG-Arthrose endet.
Akute OSG-Instabilität: Schwellung, Hämatom, Belastungsunfähigkeit, Bewegungseinschränkung.
Chronische OSG-Instabilität: rezidivierende Schwellungen, chronisches Instabilitätsgefühl, Giving-way-Gefühl beim Bergabgehen.
Akute OSG-Instabilität: Inspektion (Hämatom, Schwellung), Druckdolenz an den Bandstrukturen und deren Insertionsstellen. Konventionelles Röntgen (OSG anterior-posterior und seitlich) zum Ausschluss einer ossären Beteiligung (Avulsionen, Frakturen), Magnetresonanztomographie zum Ausschluss einer chondralen Läsion.
Chronische OSG-Instabilität: Talusvorschub (vordere Schublade), Valgus- oder Varus-Stress-Test, Einbeinzehenspitzenstand. Konventionelles Röntgen (OSG anterior-posterior und seitlich) zum Ausschluss einer ossären Beteiligung (Avulsionen, Frakturen), Magnetresonanztomographie zum Ausschluss einer chondralen Läsion, Tibialis-posterior-Sehnendegeneration und/oder Springligamentläsion, diagnostische Arthroskopie zur funktionellen und genauen Ligamentbeurteilung.
Akutmaßnahmen im Fall einer akuten OSG-Bandläsion: Ruhigstellen, Kompression, Kühlen, Hochlagern (RICE = rest, ice, compressioin, elevation).
Abschwellender Verband und Teilentlastung bis zum Abklingen der Schwellung in der perakuten Phase, danach Tragen einer Schiene oder eines Stabilschuhs unter zunehmender Belastung.
Abschwellende, entzündungshemmende und schmerztherapierende Wirkung durch orale oder lokale NSAR-Therapie.
Akute OSG-Instabilität: Primäre operative Stabilisierung selten nötig. Kontrollierte Studien konnten keinen signifikanten Unterschied zwischen der konservativen oder operativen Therapie nachweisen. Indikation deshalb nur bei Sprunggelenkluxation oder schwerer primärer Instabilität, begleitenden Frakturen, osteochondralen Läsionen.
Chronische OSG-Instabilität: Rekonstruktion mit ortsständigem Gewebematerial (z. B. Raffung mit Ankerfixation, modifizierte Broström-Technik), Extensor-Retinakulum-Technik (Gould-Technik), Periostplastik, Tenodesen (z. B. Watson-Jones, Evans), anatomische Rekonstruktion mit freiem Sehnentransplantat (z. B. Plantarissehne). Vor der Weichteilrekonstruktion sollte eine diagnostische Arthroskopie zur funktionellen Beurteilung der Ligamente sowie der chondralen Situation durchgeführt werden.
Cave: Es konnte nachgewiesen werden, dass die Tenodese nicht die beste biomechanische Lösung darstellt und im Verlauf zu einer signifikanten sekundären OSG-Arthrose führt.
Tragen einer stabilisierenden Orthese zur OSG-Stabilisierung und Reduktion der sekundären Arthroseentwicklung.
Schienenstabilisierung für sechs Wochen und frühe funktionelle Behandlung durch physiotherapeutisches Rehabilitationsprogramm.
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