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Nerventransplantation

Englischer Begriff

Nerve transplantation

Definition

Überbrückung der Distanz zwischen proximalem und distalem Nervenstumpf nach Durchtrennung der Kontinuität mit einem Hautnerven.

Indikation

Wenn die Distanz zwischen proximalem und distalem Nervenende nach Durchtrennung der Kontinuität zu groß ist, um sie durch Dehnung zu überwinden, bzw. die Spannung an den Koaptationsstellen zu groß würde.

Kontraindikation

Stark geschädigtes Gewebe, schlechte Durchblutungsverhältnisse, Infektion.

Durchführung

Nerventransplantate können vom Patienten selbst genommen werden (Autotransplantate) bzw. von einem eineiigen Zwilling entnommen werden (Isotransplantate) oder von einem anderen Menschen übertragen werden (Allotransplantate). Für Letztere ist eine Immunsuppression notwendig. Erfolge sind bei der Autotransplantation am größten. Als Transplantatspender eignen sich bei der freien Tranplantation (ohne Gefäße) nur Nerven mit günstigem Masse-Oberfläche-Verhältnis. Das Transplantat muss innerhalb von ein bis zwei Tagen aus dem Empfängerbett vaskularisiert werden. Die Nerventransplantate sollten eine Reserve von 10–15 % der Länge besitzen, wenn die Extremität sich in Streckstellung befindet, um die Spannung an den Nahtenden gering zu halten. Die transplantierten Nervenfasern gehen gemäß einer Waller-Degeneration unter. Es bleiben die Schwann-Zellen, die ideale Voraussetzungen für die aussprossenden Axone schaffen. Bisweilen müssen mehrere Hautnerven zur Versorgung eines Nervenstamms benutzt werden. Dies geschieht durch Einzeltransplantation. 1976 wurden die ersten gestielten Nervenstammtransplantate übertragen. Die Verwendung vaskularisierter Transplantate ist bei schlechten Durchblutungsverhältnissen im Empfängerbett indiziert. Mittlerweile besteht auch die Möglichkeit einer Spaltnerventransplantation durch Präparation der einzelnen Faszikelgruppen.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung erfolgt individuell und ist auch von den Begleitverletzungen abhängig. Eine Schienenbehandlung ist bei Gefahr der Überdehnung von Gewebsstrukturen oder bei Gefahr von Gelenkskontrakturen bzw. bei Schmerzen und/oder beginnender sympathischer Reflexdystrophie erforderlich.

Antiphlogistische und analgetische Behandlung zur Reduktion von Ödem und Schmerzen sowie

Lymphdrainage zur Reduktion des Lymphstaus werden eingesetzt.

Physiotherapie sollte frühzeitig mit passiven und wenn möglich aktiven Übungen begonnen werden. Der Einsatz der Elektrotherapie ist umstritten. Ein positiver Effekt der Elektrostimulation zur Nervenregeneration konnte bisher nur im Tierexperiment nachgewiesen werden. Beim Menschen fehlen klinische Studien zur Art der zu applizierenden Stromform und zum Effekt der Elektrotherapie.

Auch Studien zur elektrischen Muskelstimulation erbrachten widersprüchliche Ergebnisse. Die Effektivität der Therapie ist abhängig von Stimulationsart, Stärke, Dauer, Pulsfrequenz und Trainingspausen. Um eine Muskelatrophie zu verhindern, scheint es notwendig, faradische Ströme, die zu einer tetanischen Reizung führen, zu verwenden. Eine Hemmung des terminalen Aussprossens des Axons in die Muskelfaser durch Applikation faradischer Ströme tritt nach Hennig in 5–20 % der Muskelfasern auf.

Autor

Iris Reuter

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