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Histokompatibilitätsantigene

Synonyme

HLA; Human leukocyte antigen; MHC; Major histocompatibility complex; HLA B27; HLA DR4

Definition

Die Histokompatibilitätsantigene sind auf allen Geweben des Organismus exprimierte Glykoproteine, die wichtige Funktionen im Immunsystem wahrnehmen. Sie dienen im Rahmen der Abwehr von Infekten und Tumoren der Unterscheidung zwischen eigenem und fremdem Gewebe und können mit bestimmten Erkrankungen assoziiert sein.

Beschreibung

Die Histokompatibilitätsantigene sind komplexe Glykoproteine, die dem Immunsystem die Unterscheidung zwischen „Fremd“ und „Selbst“ ermöglichen. Auf allen Geweben des Organismus werden sie exprimiert; die zugrunde liegenden Gene werden als major histocompatibility complex (MHC) zusammengefasst. Die Histokompatibilitätsantigene A, B und C werden als Klasse I bezeichnet, die Histokompatibilitätsantigene D als Klasse II. Histokompatibilitätsantigene der Klasse I finden sich auf allen Gewebetypen in unterschiedlicher Ausprägung, während die der Klasse II hauptsächlich auf immunkompetenten Zellen, z. B. Monozyten oder Lymphozyten, exprimiert werden. Die Hauptfunktion der Histokompatibilitätsantigene liegt neben der erwähnten „Fremd-Selbst“-Unterscheidung in der Präsentation von Antigenen auf der Zelloberfläche, wodurch spezifische Immunantworten ausgelöst werden können. Von allen menschlichen Genkomplexen weist der MHC die größte Variabilität, den größten „Polymorphismus“ auf. Diese große Bandbreite an unterschiedlichen Genen und ihren Produkten, den Histokompatibilitätsantigenen, ist die Grundlage für die Gewebeintoleranz, d. h. von einem fremden Spender übertragenes Gewebe wird abgestoßen, es sei denn, es liegt – durch entsprechende Kombination von geeigneten Spendern und Empfängern – eine große Übereinstimmung hinsichtlich dieser Gewebeantigene vor. Bei bestimmten Erkrankungen werden gehäuft bestimmte Histokompatibilitätsantigene gefunden, was auf eine genetische Prädisposition und auf einen immunologisch vermittelten Entstehungsmechanismus dieser Krankheiten hindeutet. So wird das Histokompatibilitätsantigen B27 gehäuft beim Morbus Bechterew und anderen ankylosierenden Sponylitiden gefunden (90 % der Patienten), während bei 60 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis das Histokompatibilitätsantigen DR4 auftritt. Das Vorhandensein bestimmter HLA-Antigene wird laborchemisch durch eine so genannte HLA-Typisierung ermittelt.

Autor

Nils Hailer

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