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Gipshülse

Definition

Zirkulärer Gipsverband der unteren Extremität zur Ruhigstellung und Schmerzlinderung unter Aussparung des Sprunggelenks und des Fußes.

Indikation

Die Indikation zum Anbringen einer Gipshülse hat sich in den letzten Jahren stark dezimiert. Während die Gipshülse früher bei vielen Binnenverletzungen des Kniegelenks Anwendung fand (Kreuzbandrupturen, Seitenbandrupturen), wurde sie heute durch neue belastungs- und übungsstabile Operationstechniken sowie neuere und moderne Orthosen fast gänzlich verdrängt. Lediglich in der Kinderorthopädie, beispielsweise bei einer Osteochondrosis dissecans oder konservativ behandelten Eminentiafrakturen des kindlichen Kniegelenks, wird die Gipshülse noch eingesetzt.

Kontraindikation

Akutphase mit Schwellneigung, Hautverletzungen, Allergie.

Durchführung

Je nach Indikation wird das Bein in Funktionsstellung (d. h. 10°-Flexion im Kniegelenk) oder in Kniegelenkstreckstellung gehalten. Zum Hautschutz wird Schlauchmull oder Schlauchgaze angewendet, die sowohl proximal als auch distal etwas länger gewählt werden sollten. Mit lockeren Windungen wickelt man anschließend zur Polsterung Baumwollwatte zirkulär an. Grundsätzlich gilt: „So dünn wie möglich, so dick wie nötig!“ Besonders druckgefährdete Stellen sollten extra gepolstert werden, um Druckschäden zu vermeiden. Dazu zählen: die Malleolen, das Caput fibulae und der nachbarschaftlich dazu gelegene N. fibularis, die Crista anterior tibiae, die Patella und die Epikondylen des Femurs. Eine zirkulär mit gut dosiertem Zug angebrachte Kreppbinde verhindert das Nasswerden der darunter liegenden Schichten und gewährleistet eine gute Komprimierung und Formgebung der Polsterung. Im Anschluss daran wird die Gipsbinde in ca. 20°C warmes Wasser getränkt und in einem Zug von distal beginnend (knapp proximal der Malleolen) zirkulär abgerollt. Es sollte möglichst bis weit proximal gewickelt werden. Danach werden Falten und Unebenheiten mit der flachen Hand glattgestrichen und der Gips anmodelliert. Die Modellierung oberhalb des Fußgelenks und im und oberhalb des Kniegelenkbereichs sichert eine gute Passform des Gipses und verhindert ein Abrutschen. An den Enden wird der überschüssige Schlauchmull mit der Baumwollwatte ca. 1 cm umgeschlagen, um gut gepolsterte Randbereiche zu schaffen. Wichtig ist, ständig auf die gewünschte Stellung des Beins zu achten. Wenn der Gipsbrei matt wird, kann die Oberfläche nochmals geglättet werden. Sensibilität, Durchblutung und Motorik müssen immer nach Anlegen des Gipses kontrolliert werden. Ein konventioneller Gips benötigt ca. 24 Stunden zum Aushärten. Plastikgipse härten innerhalb von zwei bis drei Stunden.

Nachbehandlung

Bei Beschwerden muss der Gips gewechselt werden, denn „ein Patient mit Gips hat immer Recht“. Regelmäßige Gipskontrollen sind notwendig, um Passform und Funktionstüchtigkeit des Gipses zu kontrollieren. Da die Muskulatur unter der Gipsbehandlung atrophiert, können Gipswechsel notwendig werden, um eine gute Ruhigstellung zu gewährleisten.

Autor

Rolf Haaker

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen

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