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Kompressionsstrumpf

Synonyme

Stützstrumpf; Kompressionsverband

Englischer Begriff

Compression stocking

Definition

Nahtloser maßgefertigter Strumpf aus festem elastischen Gewebe mit definierter Druckentfaltung, Druckverteilung und Druckkonstanz. Die erweiterten oberflächlichen Venen werden um 60–80 % komprimiert, damit verbessert sich die Venenklappenfunktion, erhöht sich die Fließgeschwindigkeit des Bluts und normalisiert sich die Kapillarwandfunktion. Ziel ist es, das Thrombose- und Embolierisiko zu senken, die Stoffwechselvorgänge im Bein günstig zu beeinflussen, die Muskelpumpe zu unterstützen und Ulcera vorzubeugen.

Indikation

Erkrankungen der Beinvenen, prophylaktisch bei Vorliegen von Risikofaktoren (genetische Belastung, vorwiegend sitzende oder stehende Tätigkeiten, Schwangerschaft, Immobilisation), Erkrankungen des Lymphsystems, postoperative Ödemneigung (siehe Tabelle 1).


Tabelle 1.
Kompressionsstrumpfklassen und deren Indikationen.

Kompressionsstrumpf

Indikation

Kompressionsklasse 1: 18–21 mmHg

leichte Varikosis, Besenreiser, beginnende Varikosis während der Schwangerschaft, „schwere Beine“, Langstreckenflüge, stehende oder sitzende Tätigkeiten, gelegentliche leichte Unterschenkelödeme

Kompressionsklasse 2: 23–32 mmHg

ausgeprägte Varikosis, deutliche Unterschenkelödeme, nach Thrombophlebitis oder Phlebothrombose, nach Verödungen oder Varizenoperation, längere Immobilisierung, postoperative Ödemneigung

Kompressionsklasse 3: 34–46 mmHg

chronisch venöse Insuffizienz, postthrombotisches Syndrom, Hautveränderungen (Stauungsdermatitis, Pigmentverschiebungen), nach abgeheiltem Ulcus cruris, Lymphabfluss-Störung

Kompressionsklasse 4: > 49 mmHg

schwere Ausprägung der oben genannten Erkrankungen, massives Lymphödem

Es stehen je nach Indikation unterschiedlich lange Strümpfe zur Verfügung:

Kniestrumpf

lokalisierte, geringe Unterschenkelvarikosis, zur Prophylaxe, postoperative Ödemneigung nach Unterschenkeleingriffen

Schenkelstrumpf

Standardkompressionsstrumpf für die meisten Indikationen

Strumpfhose

bei beidseitiger Erkrankung


Kontraindikation

Schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit (peripherer arterieller Verschlussdruck < 70 mm Hg), nicht abgeheiltes Ulcus cruris, Adipositas permagna (Schnürfurchen), dekompensierte Herzinsuffizienz (Volumenbelastung), Sensibilitätsstörungen der unteren Extremitäten (Druckstellen werden nicht bemerkt), Hautatrophie (Gefahr der Nekrosenbildung).

Durchführung

Die Strümpfe werden nach exakter Beinvermessung (morgens stehend und in ödemfreiem Zustand, gegebenenfalls beidseits) für eine optimale Passform individuell maßgefertigt. Morgens direkt nach dem Aufstehen werden die Strümpfe angezogen. Es empfiehlt sich die Verwendung von Gummihandschuhen oder einer Anziehhilfe. Der Strumpf sollte nach oben abgerollt werden, ohne das Gewebe zu überdehnen. Falten und Einschnürungen sind zu vermeiden. Kompressionsstrümpfe halten etwa sechs Monate, bis das Gewebe an Elastizität und Festigkeit verliert. Regelmäßiges Waschen ist für die Hygiene und Haltbarkeit erforderlich, die durch das Tragen geweiteten Strümpfe ziehen sich nach dem Waschen wieder zusammen. In der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten für zwei Paar Strümpfe im Jahr, so dass ein Paar zum Wechseln zur Verfügung steht.

Nachbehandlung

Kontrolle auf Druckstellen, Ulcera, Schnürfurchen, Passform, Elastizität.

Autor

Rolf Haaker, Michael Kamp

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen

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