Logensyndrom; Kompressionssyndrom; Kompressionsschmerz
Compartment syndrome
Erhöhung des Gewebedrucks im Bereich eines Muskelkompartments durch direktes oder indirektes Trauma oder durch massive Überlastung der Muskulatur. Kompartmentsyndrome betreffen vor allem den Unterarm (Volkmann-Kontraktur), den Oberschenkel und den Unterschenkel, selten den Fuß.
Siehe auch Gewebedruckmessung.
Beim Kompartmentsyndrom kommt es durch einen Mangel der Elastizität der Muskelfaszien durch Frakturhämatom oder ödematöse Schwellung der Muskulatur (Weichteilkontusion oder Brandverletzung, postischämisch, postoperativ) zu einer Gewebedruckerhöhung im jeweiligen Muskelkompartment. Dies führt zu einer eingeschränkten bis aufgehobenen nutritiven Mikrozirkulation. Das Ergebnis sind Druckischämien mit Schädigung der neuromuskulären Funktion, Parästhesien, Paresen und irreversible Nekrosen.
Ruheschmerz, Schmerzverstärkung bei Bewegung, Schwellung im Bereich der Muskelloge. Spätzeichen sind neurologische Ausfälle und Abschwächung des peripheren Pulses.
Die Diagnose des Kompartmentsyndroms erfolgt anamnestisch und klinisch sowie mithilfe von Kompartmentdruckmessungen. Klinische Zeichen sind Schwellung, Ruhe-, Druck- und Dehnungsschmerz. In der Spätphase kommen Parästhesien und Paresen hinzu. Bei der Kompartmentdruckmessung kommen zwei Messgerätetypen zum Einsatz: das weit verbreitete Stryker-Messgerät, das den Kompartmentdruck über hydrostatische Druckübertragung durch einen extrakorporal lokalisierten Drucksensor misst, oder das Coach-System, dessen Sonde den Druck piezoresistiv durch einen Halbleiter überträgt (siehe auch Gewebedruckmessung).
Beim Kompartmentsyndrom ist eine Dermatofasziotomie bei Druckdifferenzen zwischen diastolischem Blutdruck und Kompartmentdruck von 30 mm Hg und darüber indiziert. Gemessen wird der Gewebedruck in der Tibialis-anterior-Loge im Bereich der Fraktur (bei akutem Kompartmentsyndrom). In Grenzfällen sind wiederholte Messungen zur Verlaufsbeurteilung notwendig. Bei eindeutigem klinischen Verdacht sollte immer fasziotomiert werden. Anzumerken ist, dass die Druckwerte, bei denen eine Notfasziotomie angestrebt werden sollte, stark diskutiert werden. Manche Autoren geben die Empfehlung, von Absolutwerten auszugehen (> 30 mm Hg), die unabhängig vom Systemblutdruck sind. Andere Autoren setzten den Kompartmentdruck mit dem mittleren arteriellen Druck oder dem diastolischen Blutdruck in Relation.
Muskelhämatom, Muskelzerrung, Muskelfaserriss, Muskelkrampf, tiefe Beinvenenthrombose, Infekt.
Die Therapie muss sofort nach Erkennen des Geschehens eingeleitet werden.
Es handelt sich immer um eine Akuttherapie.
Diese darf nur bei ansprechbarem und orientiertem Patienten durchgeführt werden. Die Extremität muss flach gelagert, lokal gekühlt und regelmäßig überwacht werden. Alle Verbände müssen gespaltet werden.
Schmerzmedikation
Aufgrund der schwerwiegenden Konsequenzen eines Kompartmentsyndroms ist eine operative Therapie bei entsprechender Anamnese und Klinik gerechtfertigt. Bei nicht-ansprechbaren Patienten muss bei klinischem Verdacht immer sofort eine operative Therapie durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Dermatofasziotomie, wobei immer alle betroffenen Kompartmente gespaltet werden müssen. Es ist immer auf eine komplette Spaltung der Faszie zu achten. Der entstandene Wunddefekt kann entweder primär mit einer Vakuumversiegelung oder einer dynamischen Hautnaht behandelt werden, um einen sekundären Wundverschluss zu erzielen.
Die frühe Erkennung der Erkrankung ist von großer Bedeutung, um möglichst schnell eine Therapie einleiten zu können. Falls die Erkrankung nicht behandelt wird, kommt es unausweichlich zur hypoxischen Muskelnekrose, die in einem fibrotischen Umbau endet.
Regelmäßige postoperative Kontrollen durch den Facharzt.
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