Digitus malleus; Malletzehe
Mallet toe
Flexible oder kontrakte Zehendeformität mit Beugefehlstellung im Zehenendgelenk.
Eine Überlänge der betreffenden Kleinzehe („griechischer Fuß“) kann ebenso wie ungeeignetes Schuhwerk (schmaler Vorfußbereich, hohe Absätze) prädisponierend wirken. Durch das Anstoßen der längsten Kleinzehe am Schuh soll sich die Hammerzehendeformität entwickeln. Der angeborenen Hammerzehe liegt eine Fehlinsertion der Sehne des M. extensor digitorum longus oder eine morphologische Veränderung des Zehenendgelenks zugrunde. Ist die Deformität mit einer Hohlfußkonfiguration oder einer neuromuskulären Erkrankung assoziiert, liegt meist eine Muskelimbalance zugrunde. Seltene posttraumatische Hammerzehen können durch einen knöchernen Strecksehnenabriss, eine endgelenksnahe Fraktur oder ein Kompartmentsyndrom entstehen.
Die Patienten beklagen Schmerzen über der Zehenkuppe, Wachstumsstörungen des Zehennagels, Nagelbettentzündungen und schmerzhafte Schwielen streckseitig über dem Zehengrundgelenk.
Trotz der distalen Lage der Deformität müssen die gesamte untere Extremität und insbesondere der Rückfuß untersucht werden, da Hohlfußdeformitäten oder neuromuskuläre Erkrankungen ursächlich sein können. Meist ist die Hammerzehendeformität an der zweiten oder dritten Zehe ausgebildet. Die Beugefehlstellung des Endgelenks kann flexibel oder kontrakt sein. Streckseitig über dem Endgelenk sowie unter der Zehenkuppe finden sich meist Schwielen. Der Zehennagel ist bei längerfristigem Bestehen der Fehlstellung deformiert und weist Wachstumsstörungen auf. Das Zehenmittelgelenk und Zehengrundgelenk weisen keine Fehlstellung auf. Röntgenologisch lässt sich das deformierte Zehenendgelenk in der seitlichen Projektion beurteilen, wobei die topographische Zuordnung durch die Überlagerung der angrenzenden Zehen erschwert ist.
Abriss der Sehne des M. extensor digitorum longus an der Endgliedbasis, Endgliedfraktur.
Die Hammerzehendeformität kann konservativ durch eine Weichbettung der Zehenkuppe in adäquatem Schuhwerk (flacher Absatz, ausreichend weiter Zehenbereich) behandelt werden. Meist ist der Leidensdruck durch die häufigen Nagelbettentzündungen hoch, so dass bei kontrakten Deformitäten überwiegend operativ therapiert wird.
Weichbettung, Polsterung durch kleine silikonhaltige Überzüge.
Die konservative Therapie besteht in einer Weichbettung der schmerzhaften Schwielen durch Anpassung bzw. Zurichtung eines geeigneten Schuhwerks mit ausreichend weitem und hohem Vorfußbereich und weichem Oberleder. Zusätzlich können Zehenpolster oder silikonhaltige Überzüge angelegt werden.
Die operativen Therapiemaßnahmen bestehen in einer Arthrodese oder seltener in einer Resektionsarthroplastik des Zehenendgelenks. Über einen streckseitigen Hautschnitt können die planparallel aufbereiteten Knochenflächen durch eine Cerclage oder einen Kirschner-Draht stabilisiert werden. Bei der Resektionsarthroplastik wird der Mittelgliedkopf ersatzlos entfernt. Mit beiden Operationsmethoden ist eine Verkürzung der Zehe verbunden.
Bei chronischen Druckbeschwerden, rezidivierenden Nagelbettentzündungen oder Bursitiden ist die operative Therapie zu bevorzugen. Prinzipiell ist dabei die Arthrodese rekonstruktiven Weichteiltechniken am streckseitigen Zehenendgelenk oder einer Resektionsarthroplastik vorzuziehen, um einer rezidivierenden Fehlstellung vorzubeugen.
Die Arthrodese erfordert bis zur knöchernen Heilung eine mehrwöchige Teilentlastung (ca. vier Wochen) des Vorfußes in einer Vorfußentlastungsorthese. Gleiches gilt für Resektionsarthroplastiken, bei denen die Zehe mit einem Kirschner-Draht vorübergehend stabilisiert wird. Anschließend ist meist bis zum Abschluss der zwölften postoperativen Woche eine spezielle Verbandsanordung erforderlich.
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