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Paraparese

Englischer Begriff

Paraparesis

Definition

Lähmung beider Beine.

Pathogenese

  1. 1. Eine Lähmung beider Beine ohne Beteiligung der oberen Extremitäten tritt als zentrale Lähmung meist nach Schädigung des Brustmarks durch Entzündung, Tumor oder Kompression, z. B. nach Bandscheibenvorfall, auf. Je nach Höhe und Schwere der Erkrankung zusätzliche Lähmung von Bauch- und Rückenmuskulatur.
  2. 2. Bei peripherer, schlaffer Paraparese der Beine kommt ursächlich ein Kaudasyndrom in Frage. Durch Kompression (Claudicatio spinalis bei engem Spinalkanal, Bandscheibenvorfall), Entzündungsprozesse (Infektion, Polyradikulitis) oder Tumorbefall (solider Tumor, Meningeosis neoplastica) kommt es zur mechanischen Läsion bzw. entzündlichen Läsion der Nervenwurzeln und zur Ausbildung einer schlaffen Parese.

Symptome

  1. 1. Lähmung der Beine mit Tonuserhöhung und Muskeldehnungsreflexerhöhung und Pyramidenbahnzeichen. Die Bauchhautreflexe sind in den unteren Etagen meist nicht auslösbar, je nach Höhe der Lokalisation, auch in den oberen Etagen, ausgefallen. Sensible Störungen können fehlen.
  2. 2. Schlaffe Lähmung der Beine mit Ausfall oder herabgesetzten Muskeldehnungsreflexen, der Muskeltonus ist herabgesetzt. Meistens liegen auch sensible Störungen vor. Im Rahmen einer Beteiligung des Conus medullaris (Konus-Kauda-Läsion) treten häufig auch Blasen- und Mastdarmstörungen auf.

Diagnostik

Magnetresonanztomographie der Brustwirbelsäule (zu 1.) bzw. der Lendenwirbelsäule (zu 2.).

In beiden Fällen gegebenenfalls Myelographie mit Postmyelographie-Computertomographie, wenn Magnetresonanztomographie nicht weiterführend ist und Verdacht auf mechanische Läsion besteht.

Lumbalpunktion zum Ausschluss eines entzündlichen Prozesses oder einer Meningeosis.

Neurophysiologische funktionelle Untersuchungen: Evozierte Potentiale (motorisch und somatosensorisch evozierte Potentiale).

Differenzialdiagnose

Unterscheidung periphere versus zentrale Lähmung zur Lokalisation der Schädigung.

Therapie

Je nach Ursache, operative oder antibiotische bzw. immunsuppressive Behandlung.

Medikamentöse Therapie

Infektion: antibiotische bzw. antivirale Behandlung; Sarkoidose: Kortikoide; Meningeosis: Chemotherapie, Methotrexat intrathekal.

Operative Therapie

Mechanische Kompression: operative Entlastung, Bandscheiben- oder Tumorentfernung, Erweiterung des Spinalkanals bei engem Spinalkanal.

Bewertung

Je nach Ursache: bei Polyradikulitis im Allgemeinen gut für vollständige Wiederherstellung; bei Meningeosis je nach Primärtumor kritisch zu bewerten; bei Bandscheibenvorfall bzw. engem Spinalkanal je nach Dauer der Symptome variable Prognose.

Nachsorge

Spezielle Nachsorge bei Meningeosis carcinomatosa.

Autor

Iris Reuter

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