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Mendel-Mantoux-Intrakutantest

Synonyme

Tuberkulintest

Definition

Auf der intrakutanen Applikation des Tuberkulinantigens beruhender Test zum Nachweis einer Tuberkuloseinfektion oder einer durchgemachten Impfung.

Siehe auch Tine-Test.

Indikation

Der Test wird durchgeführt, um eine Tuberkuloseinfektion nachzuweisen, und ist somit indiziert, wenn der klinische Verdacht auf eine Tuberkulose vorliegt oder die Erkrankung ausgeschlossen werden soll (z. B. Untersuchung bei Einstellung in Einrichtungen des Gesundheitswesens).

Durchführung

Das Testprinzip beruht auf der Tatsache, dass die Erstkonfrontation mit dem Tuberkulosebakterium zur Bildung von T-Gedächtniszellen führt, die sich das molekulare Aussehen des Erregers „merken“. Begegnen diese T-Zellen im Rahmen der intrakutanen Applikation des Tuberkulins dem bekannten Antigen später wieder, so findet über Zytokine eine Aktivierung anderer Zellen des Immunsystems, insbesondere von Monozyten, statt. Diese verursachen dann gemeinsam mit Lymphozyten ein entzündliches Infiltrat in der Umgebung des Injektionsorts.

Die Testdurchführung erfolgt durch die intrakutane Injektion von gereinigtem Tuberkulin an der Beugeseite des Unterarms. Im Regelfall werden zehn internationale Einheiten (IE) appliziert, um hyperergische Reaktionen zu vermeiden. Die Ablesung erfolgt nach 72 Stunden. Eine tastbare Induration von mehr als 6 mm Durchmesser gilt als positiv, eine alleinige Hautrötung ohne tastbare Induration gilt als negativ. Ein positiver Test beweist die durchgemachte Erstinfektion oder aber eine vorangegangene Tuberkuloseimpfung. Falsch-negative Testergebnisse (negatives Testergebnis trotz Infektion) können sich bei frischen Infektionen (bis ca. acht Wochen nach Infektion), fulminanten Verläufen (Miliartuberkulose, Meningitis tuberculosa) oder geschwächter Abwehrlage ergeben (AIDS, Lymphome, immunsuppresive Behandlung).

Nachbehandlung

Die Notwendigkeit einer tuberkulostatischen Therapie ergibt sich nicht allein aus einem positiven Testergebnis, denn die durchgemachte Infektion kann lange zurückliegen und klinisch irrelevant sein. Nur im Zusammenhang mit dem klinischen Verdacht auf eine frische oder aktivierte Tuberkuloseinfektion wird bei positivem Testergebnis eine Therapie eingeleitet.

Autor

Nils Hailer

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