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Knöchelödem

Synonyme

Knöchelschwellung; Malleolarödem

Englischer Begriff

Edema of the ankle

Definition

Diffuse Weichteilschwellung im Bereich des oberen Sprunggelenks.

Pathogenese

Ein Knöchelödem kann Folge einer Verletzung der Sprunggelenksregion (z. B. Fraktur, Distorsion, Sehnenruptur), einer Einschränkung der aktiven Beweglichkeit (z. B. postoperativ) oder einer Entzündung (z. B. Gelenkinfektion) sein. Eine lokale Blutumlaufstörung (z. B. Unterschenkelthrombose), die ebenfalls ursächlich für ein Knöchelödem sein kann, ist meist unilateral ausgebildet, während eine kardiogene Insuffizienz eine symmetrische Schwellung verursacht, die auch die Unterschenkel betrifft.

Diagnostik

Die Ausdehnung der Weichteilschwellung sollte ebenso wie die Hauttemperatur (Überwärmung?) und das Hautkolorit (Rötung?) dokumentiert werden. Im Fall von Frakturen kann eine Fehlstellung der Knöchelgabel oder des Fußes imponieren. Die Palpation kann bei Verletzungen zur Lokalisation des Druckschmerzmaximums dienen, was weitere Hinweise auf die Ursache des Knöchelödems geben kann. Die Funktionsuntersuchung des oberen Sprunggelenks und Subtalargelenks erlaubt eine Aussage zur Funktion der Gelenke sowie der betreffenden muskulotendinösen Einheit. Eine gestörte Sensibilität kann Hinweise auf eine Kompression der peripheren Nerven geben. Röntgenologisch muss eine knöcherne Verletzung ausgeschlossen werden. Flüssigkeitsansammlungen (z. B. Gelenkerguss, Abszess) können sonographisch erfasst werden.

Differenzialdiagnose

Rechtsherzinsuffizienz mit Ausbildung von Ödemen an den distalen unteren Extremitäten, Unterschenkelvenenthrombose, Lipödem, Lymphödem.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ätiologie und kann von symptomatischen Maßnahmen bis zu einer gezielten Behandlung der kausalen Verletzung reichen.

Akuttherapie

Entsteht das Knöchelödem posttraumatisch, sind symptomatische Maßnahmen zur Abschwellung indiziert. Diese bestehen in der Hochlagerung des betreffenden Beins, Kältetherapie, gegebenenfalls Kompression und in der lokalen und/oder systemischen Applikation von Antiphlogistika.

Konservative/symptomatische Therapie

Bei einem posttraumatischen Knöchelödem, dem keine behandlungsbedürftige strukturelle Verletzung zugrunde liegt, sind symptomatische Maßnahmen (Hochlagerung, Kältetherapie, Kompression, Antiphlogistika) ausreichend.

Medikamentöse Therapie

Lokale und/oder systemische Applikation von Antiphlogistika.

Operative Therapie

Liegen entzündliche Erkrankungen (z. B. Gelenkempyem) zugrunde, ist unabhängig vom Schwellungszustand eine sofortige operative Therapie (Entlastung, Spülung) indiziert. Ist das Knöchelödem auf eine Fraktur oder eine Verletzung der betreffenden Sehnen zurückzuführen, kann die operative Versorgung in Abhängigkeit vom Ausmaß der Schwellung sofort, d. h. innerhalb von vier Stunden, oder sekundär, d. h. nach Abschwellung, durchgeführt werden.

Dauertherapie

Eine Dauertherapie ist bei einem traumatisch oder entzündlich induzierten Knöchelödem nicht erforderlich. Nach kausaler Therapie bildet sich auch das begleitende Weichteilödem zurück. Um diesen Prozess zu beschleunigen, können physikalische Maßnahmen (z. B. Lymphdrainage) durchgeführt werden.

Bewertung

Das traumatisch hervorgerufene Knöchelödem ist nach Durchführung der kausalen Therapie spontan oder unter symptomatischer Therapie rückläufig. Liegt eine vaskuläre Abfluss-Störung (z. B. Unterschenkelvenenthrombose) oder eine Rechtsherzinsuffizienz zugrunde, so bildet sich das Ödem nach entsprechender internistischer Therapie zurück. Bestehen diese Ursachen über einen längeren Zeitraum, kann es zur Ausbildung chronischer Ödeme und sekundärer Hautveränderungen kommen, die eine dauerhafte Kompressionstherapie erfordern.

Nachsorge

Die Nachsorge richtet sich bei den traumatisch oder entzündlich generierten Knöchelödemen nach der kausalen Erkrankung. Unterschenkelvenenthrombosen bedürfen einer längerfristigen Kontrolle bzw. medikamentöser Therapie bis zum Nachweis der Rekanalisierung bzw. der ausreichenden Bildung von Kollateralen. Eine zugrunde liegende Rechtsherzinsuffizienz ist dauerhaft internistisch kontrollbedürftig.

Autor

Renée Fuhrmann

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