HWS-Distorsion
Whiplash injury
Indirektes HWS-Trauma, welches durch eine große Differenz der Relativbewegungen von Kopf und Rumpf entsteht.
Abb. 1.
Quebec Task Force (übersetzt von Spitzer et al 1995).
Abb. 2.
Klinische und morphologische Klassifikation der HWS-Beschleunigungsverletzung (modifiziert nach Erdmann und Keidel 1998).
Erdmann 0 = QTF 0, Erdmann I = QTF I/II, Erdmann II = QTF II, Erdmann III = QTF III/IV, Erdmann IV hat keine gute QTF-Entsprechung.
Verkehrsunfälle sind die häufigste Ursache von HWS-Schleuderverletzungen, daneben spielen Arbeits- und Sportunfälle eine Rolle. Das HWS-Schleudertrauma ist eine Beschleunigungsverletzung und entsteht durch Frontalaufprall auf ein stehendes Hindernis oder z. B. durch Heckaufprall eines fahrenden Fahrzeugs auf ein stehendes. Das Schleudertrauma erfolgt im klassischen Sinn stets ohne Kopfanprall. Man unterscheidet das Retroflexionsanteflexionstrauma beim Heckaufprall, bei dem es zunächst zu einer Beschleunigung des Rumpfs mit trägheitsbedingter gegenläufiger Kopfexkursion kommt, vom Überstrecktrauma der HWS beim Frontalaufprall, z. B. bei Sturz auf den Kopf. Morphologisch kann es als direkte Traumafolge zu Bandverletzungen, Kapseleinrissen, seltener zu knöchernen Verletzungen, Nerven- und Gefäßverletzungen kommen. Als indirekte Traumafolgen kann es zu einem Ödem des Halsmarks und zu Zirkulationsstörungen kommen.
Nach Dvorak leiden 85 % der Patienten unter Nackenschmerzen, 80 % unter Nackensteife mit 25 % unter LWS-Beschwerden, 25 % unter Schwindel, 20 % unter Bewusstseinsstörungen. Nach einer älteren Untersuchung von Hohl (1974) haben 98 % der Patienten Nackenschmerzen, 95 % Nackensteife, 72 % Kopfschmerzen, 36 % Schulterschmerzen, 20 % intraskapuläre Schmerzen, 35 % LWS-Schmerzen, 12 % Arm- und Handschmerzen, 12 % Parästhesien. Im weiteren Verlauf treten oft vegetative Symptome, Reizbarkeit und Depressionen auf. Die Symptome setzen meist mit einer Latenzzeit von mehreren Stunden ein. Seltener sind radikuläre Symptome (häufiger nach Frontalaufprall) und Querschnittsverletzungen.
Anamnese, neurologische Untersuchung, HWS-Nativröntgen, HWS-Magnetresonanztomographie, motorisch und somatosensorisch evozierte Potentiale, Elektromyographie, Elektroneurographie.
Frakturen, Bandscheibenvorfälle, Rückenmarkschädigung.
Ruhigstellung, Antiphlogistika und Analgetika.
Antiphlogistika, Muskelrelaxantien.
Stabilisierung bei Frakturen, Hämatomausräumungen.
Sofort nach dem Unfall auftretende Parästhesien zeigen eine schlechte Prognose an. Patienten, die später berentet werden, klagen zu 97 % auch nach sechs Monaten noch über Beschwerden. Bei nicht-berenteten Patienten gaben nach Dvorak (1987) 27 % nach einem Jahr noch behandlungsbedürftige Beschwerden an, am häufigsten waren Nacken- und Kopfschmerzen, Schulter- und Armschmerzen und rotationsinduzierter Schwindel. Hohl (1974) fand bei 43 % der Patienten Residualbeschwerden, Pearce (1989) dagegen nur bei 15 %.
Physiotherapie, physikalische Maßnahmen.
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