Verrenkung
Dislocation; Luxation
Bei der Luxation kommt es zur vollständigen Diskontinuität der betroffenen Gelenkpartner.
In erster Linie bestehen Schmerzen sowie ein Funktionsverlust des betroffenen Gelenks. Der Patient wird häufig selbst ein „Auskugeln“ bemerken. Bei der Untersuchung zeigt sich eine veränderte Gelenkkontur, disloziert stehende Gelenkanteile lassen sich palpieren (z. B. leere Pfanne und disloziert stehender Humeruskopf bei der Schulterluxation). Rupturierte Kapsel-Band-Strukturen können zu Schwellungen und Hämatomen führen. Begleitende Gefäß- und Nervenverletzungen haben Defizite in der peripheren Duchblutung bzw. Motorik und Sensibilität zur Folge. Unter Umständen, insbesondere bei habituellen Luxationen, kann es auch zur spontanen Reposition kommen, so dass die Symptomatik bei der ersten ärztlichen Untersuchung nicht mehr so offensichtlich sein kann.
Nach dem akuten Ereignis lassen sich durch gelenkspezifische Erwartungstests (Apprehensionstest), bei denen die Bewegung nachempfunden wird, die die Luxation ausgelöst hat, Instabilitäten feststellen.
Neben der Erhebung des lokalen Befunds ist es obligat, vor dem ersten Repositionsversuch eine angiologische oder neurologische Schädigung auszuschließen und das Ergebnis zu dokumentieren. Weiterhin muss eine Röntgenaufnahme erfolgen, um ossäre Verletzungen auszuschließen. Nach Reposition, insbesondere nach traumatischen Luxationen, sollte eine weitere kernspintomographische Diagnostik erfolgen, um knorpelige Verletzungen und das Ausmaß der Weichteilverletzungen zu erkennen. Zusätzlich oder alternativ zur Kernspintomographie kann eine diagnostische Arthroskopie erfolgen, da trotz immer genauerer Beurteilbarkeit des Gelenkknorpels weiterhin Knorpelverletzungen unentdeckt bleiben können.
Frakturen können ebenfalls zu Fehlstellungen führen. Sie verursachen wie auch intraartikuläre Läsionen und Kapsel-Band-Verletzungen schmerzhafte Funktionseinschränkungen. Echte Luxationen sind von Subluxationen und Hyperlaxität ohne Luxation zu trennen, wobei diese Ereignisse durch das subjektive Empfinden oft nicht differenzierbar sind.
Eine Luxation muss schnellstmöglich reponiert werden. Dies muss schonend erfolgen, um Verletzungen durch die Reposition zu vermeiden. Unterstützend kann eine intravenöse Analgosedierung oder eine intraartikuläre Applikation von Lokalanästhetika erfolgen. Sollte eine Reposition beim wachen Patienten nicht möglich sein, muss die Reposition in Narkose erfolgen. Vor und nach Reposition müssen unbedingt periphere Motorik, Sensibilität und Durchblutung untersucht und das Ergebnis dokumentiert werden. Nach Reposition empfiehlt sich zunächst eine vorübergehende Ruhigstellung, deren Dauer sich nach dem betroffenen Gelenk richtet.
Nach Erstluxation und nach Ausschluss von Begleitverletzungen, die zu einer operativen Maßnahme zwingen, kann eine konservative Therapie durchgeführt werden. Sie besteht aus einer vorübergehenden Ruhigstellung, deren Dauer sich nach dem betroffenen Gelenk richtet. Zusätzlich erfolgt die krankengymnastische Übungsbehandlung zur muskulären Stabilisierung und Wiederherstellung der vollständigen Gelenkfunktion. In jedem Fall muss der Patient jedoch über die Möglichkeit einer erneuten Luxation aufgeklärt werden.
Um die Reposition zu erleichtern, kann eine Analgosedierung oder eine intraartikuläre Applikation von Lokalanästhetika durchgeführt werden. Weiterhin kommen antiphlogistische Medikamente zum Einsatz.
Bei entsprechenden Begleitverletzungen wie Frakturen oder ausgedehnten Weichteilverletzungen besteht die Indikation zum operativen Vorgehen mit Reposition der Fragmente und Osteosynthese sowie Naht der Weichteilstrukturen. Sollte es zu posttraumatischen Instabilitäten mit rezidivierenden Luxationsereignissen kommen, ist eine stabilisierende Operation erforderlich.
Nach Beendigung der Ruhigstellung erfolgt die krankengymnastische Übungsbehandlung zur muskulären Stabilisierung und Wiederherstellung der vollständigen Gelenkfunktion. Eine Sportpause für Sportarten mit hohem Reluxationsrisiko wie Ball- oder Kontaktsportarten sollte, je nach betroffenem Gelenk und durchgeführter Behandlung, für mindestens zwölf Wochen eingehalten werden.
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