Degenerative Gelenkerkrankung; Arthrosis deformans
Osteoarthrosis, secondary
Bei der Sekundärarthrose handelt es sich um eine Degeneration des Gelenks mit bekannter Ursache (mechanisch oder strukturell bedingt).
Der Arthroseprozess entsteht auf dem Boden einer Knorpelschädigung bekannter Ursache. Diese Ursachen können mechanisch (Gelenkdysplasien, Achsenfehler, Instabilitäten, erworbene Formstörungen, z. B. aseptische Knochennekrosen) oder strukturell (posttraumatisch, postinflammatorisch, metabolisch, z. B. Gicht, Ochronose), endokrine Genese (z. B. Hyperparathyreoidismus, Hypothyreose) sein.
Der Verlauf ist langsam progredient. Die Knorpelschädigung führt zum Elastizitätsverlust mit Substanzverlust. Die Knorpelzellen produzieren Proteoglykane von fehlerhafter Zusammensetzung. Druck und Reibung bei der Bewegung führen zur Ablösung von Knorpelpartikeln, die eine Reizung der Synovialis mit reaktiver Synovialitis hervorrufen. Diese Entzündungsreaktion setzt Entzündungsmediatoren und Interleukin 1 aus Synovialzyten frei, die wiederum in den Chondrozyten die Abgabe von Kollagenasen und anderen Proteasen vermitteln. So herrscht ein Circulus vitiosus. Die einwirkenden Schub- und Scherkräfte an den Gelenkflächenrändern bewirken die Ausbildung wulstartiger osteoexophytärer Anbauten. Der fortschreitende Verlust der Knorpelschicht lässt die Belastung direkt auf den subchondralen Knochen wirken, der zunehmend sklerotisch wird. Hält auch diese subchondrale Barriere der Belastung nicht Stand, bilden sich Geröllzysten, gefüllt mit Abbaumaterialien und Granulationsgewebe. Es zeigt sich eine Deformierung des Gelenks (Arthrosis deformans).
Es resultieren eine Inkongruenz der Gelenkflächen, Achsenabweichung der Extremität, ligamentäre Instabilität und neuromuskuläre Imbalance.
Der Schmerz ist anfangs als Initialschmerz zu Beginn einer Bewegung, so genannter Anlaufschmerz, vorhanden, zunehmend tritt er unter Belastung, nachts und in Ruhe auf.
Klinisch finden sich Schwellungen des Weichteilgewebes und intraartikulär, Gelenkkapselhypertrophie, Muskelverspannungen, Muskelatrophie mit Kraftdefizit, eingeschränkte muskuläre Koordination bei neuromuskulärer Imbalance und Bewegungseinschränkung.
Durch die Deformität entwickelt sich im Verlauf eine Achsenabweichung der Extremität mit einer ligamentären Instabilität.
Im Frühstadium wird die Diagnose aus der Anamnese und der klinischen Untersuchung gestellt. Das konventionelle Röntgenbild zeigt die strukturellen Veränderungen mit Gelenkspaltverschmälerung, subchondralen Sklerosezonen, Geröllzysten, Exophyten, Inkongruenzen der Gelenkflächen und Achsenabweichungen.
Röntgenbild und Beschwerden sind besonders im Frühstadium häufig nicht konform.
Rheumatoide Polyarthritis, Schmerzen anderer Genese (psychogen, neuropathisch, vaskulär).
Die Therapie der Sekundärarthrose sollte die auslösende Ursache miteinbeziehen (z. B. metabolische oder endokrine Ursachen). Die Therapie ist symptomatisch und sollte dem Patienten vermitteln, seine Lebensweise der Arthrose anzupassen.
Symptomatische medikamentöse Therapie mit Analgetika (systemisch und lokal) und Antiphlogistika, analgesierende Kryotherapie, Entlastung der betroffenen Extremität.
Vermeidung beschwerdefördernder Belastung, Erhaltung der muskulären Funktion und Koordination (z. B. isometrische Übungen, Schwimmen, Bewegungsübungen im Wasser und Radfahren), Physiotherapie, physikalische Therapiemaßnahmen, orthopädische Hilfsmittel wie Gehhilfen, Schuhversorgung (z. B. Einlagen, Schuhaußenranderhöhung), Bandagen, Stützmieder, Korsette.
Bei Übergewicht sollte eine Gewichtsreduktion durchgeführt werden.
Analgetika und Antiphlogistika (lokal und systemisch), Chondroprotektiva intraartikular (z. B. Hyaluronsäure bei Chondropathien I°–III°).
Achsenkorrekturen durch Umstellungsosteotomien, arthroskopische Gelenkspülungen und Knorpelglättung, endoprothetische Versorgung, Gelenkresektion (z. B. kleine Gelenke der Hand oder der Zehen, Akromioklavikulargelenk) und Arhrodesen.
Der Erfolg der Therapie ist wesentlich vom Krankheitsverständnis und der Lebensweise des Patienten abhängig.
Klinische Kontrollen und konventionelle Röntgenkontrollen in regelmäßigen Abständen dokumentieren den Verlauf.
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