Neuralgische Schulteramyotrophie
Neuralgic shoulder amyotrophy
Kryptogenetisch auftretende entzündliche Reaktion im Bereich des Armplexus.
Es handelt sich hierbei um eine Schwerpunktneuritis. Die Pathogenese ist nicht vollständig geklärt, jedoch ähnelt das Krankheitsbild den Fällen, bei denen es nach Impfungen, Serumgabe oder Infektionskrankheiten zu einer entzündlichen Reaktion des Nervengewebes kam. Im Serum von Patienten konnten Antikörper gegen Myelin nachgewiesen werden. Man geht davon aus, dass es sich um ein entzündlich-immunologisches Geschehen handelt. Betroffen sind Erwachsene im jüngeren bis mittleren Lebensalter, Männer häufiger als Frauen, selten Kinder. Die Inzidenz beträgt ca. 1,64 / 100.000.
Initialsymptom: meistens Schmerzen mit nächtlichem Schmerzmaximum im Bereich der Schulter und Oberarmaußenseite, bei Einbeziehung des unteren Armplexus zusätzlich Schmerzen im Hand- und Unterarmbereich; selten schmerzlose Muskelatrophie bei Befall des N. thoracicus longus und des N. suprascapularis. Schmerzen dauern Tage bis Wochen mit hoher Intensität an. Stunden bis Tage nach Auftreten der Schmerzen (selten Initialsymptom) entwickeln sich Lähmungen, welche in Verteilung und Ausmaß variabel sind und von leichten Lähmungen eines Muskels bis zur kompletten Armplexusparese reichen. Meistens sind proximale Muskeln betroffen, selten kann zusätzlich oder ausschließlich der Plexus cervicalis betroffen sein (Akzessorius- oder Phrenikusparese), selten sind einzelne Nerven oder auch Nervenäste betroffen. Ebenso selten sind kaudale Hirnnerven, hier insbesondere der N. recurrens, einbezogen. Sensibilitätsstörungen liegen in 25 % der Fälle vorwiegend im Versorgungsgebiet des N. axillaris und des N. musculocutaneus vor.
Klinisch neurologische Untersuchung; in unklaren Fällen Lumbalpunktion zur Liquoruntersuchung, Liquor ist bei der neuralgischen Schulteramyotrophie normal. In der elektromyographischen Untersuchung zwei bis drei Wochen nach Krankheitsbeginn zeigen sich Denervierungsaktivität und Lichtung des Maximalinnervationsmusters; Ausschluss eines Befalls der paravertebralen Muskulatur (siehe Differentialdiagnose). Motorische Nervenleitgeschwindigkeit bleibt normal, Amplitude der Muskelaktionspotentiale ist erniedrigt, gelegentlich proximaler Leitungsblock.
Radikuläre Läsionen (Befall der paravertebralen Muskulatur), Mononeuritis, periphere Nervenschädigung.
Konservative Behandlung.
Schonung der Extremität, Eis-und Wärmeanwendung, passives Durchbewegen, bei nachlassenden Schmerzen aktive Übungsbehandlung.
Analgetika
Günstiger Verlauf mit Rückbildung der Symptome innerhalb einiger Monate, in 75 % der Fälle vollständige Rückbildung der Paresen innerhalb von neun Monaten, in 25 % der Fälle nur partielle Rückbildung der Ausfälle. Selten Rückfälle, welche leichter verlaufen.
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