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Fraktur, Talus

Synonyme

Talusbruch; Sprungbeinfraktur; Talusfraktur

Englischer Begriff

Talus fracture

Definition

Bruch des Talus bedingt durch ein traumatisches Ereignis. Der Talus ist der proximalste Fußwurzelknochen, gelenkig verbunden mit Tibia und Fibula, mit Kalkaneus u. Navikulare (Articulatio talocruralis bzw. Articulatio talocalcaneonavicularis).

Pathogenese

Locoanatomische Einteilung der Frakturen des Talus siehe Tabelle 1.


Tabelle 1.
Locoanatomische Einteilung der Frakturen des Talus.

Talushalsfrakturen (> 50 %; forcierte Dorsalflexion unter Belastung) Hawkins-Klassifikation

I Nicht-dislozierte Fraktur

II Dislozierte Fraktur mit Dislokation im unteren Sprunggelenk

III Dislozierte Fraktur mit Dislokation im unteren und oberen Sprunggelenk

IV Dislozierte Fraktur mit Dislokation im unteren und oberen Sprunggelenk und Talonavikulargelenk

Taluskörper- und Taluskopf-frakturen (selten)

Osteochondrale Frakturen („flake fractures“)

Talusprocessusfrakturen

Fraktur des Processus lateralis tali (= Snowboarder’s Foot; McCrory-Blading-Klassifikation),

Fraktur des Processus posterior tali


Symptome

Schwellung, Hämatom, Schmerzen, Druckdolenz, eingeschränkte Beweglichkeit und Belastungsunfähigkeit. Cave: Bei der Fraktur des Processus lateralis tali sehr ähnliche Symptome wie bei der Distorsion des oberen Sprunggelenks. Schmerzhafte Großzehenbeweglichkeit bei der Fraktur des Processus posterior tali (Sehne des M. flexor hallucis longus!).

Diagnostik

Klinische Untersuchung: konventionelles Röntgen mit Rückfuß anterior-posterior und lateral; Computertomographie zur genauen Frakturdarstellung und Klassifikationsbestimmung, Magnetresonanztomographie zum Ausschluss einer Talusnekrose oder chondralen Beteiligung.

Differenzialdiagnose

Malleolarfraktur, Kalkaneusfraktur, Ermündungsbruch des Talus, pathologische Talusfraktur (Tumor, Osteoporose), schwere Sprunggelenksdistorsion.

Therapie

Cave: Bei dislozierten Frakturen frühe anatomische Reposition, um Talusnekrose zu vermeiden!

Akuttherapie

Ruhigstellen, gegebenenfalls Reponieren (nach radiologischer Verifizierung), Stabilisieren, Kühlen, Hochlagern.

Konservative/symptomatische Therapie

Indikation: nicht-dislozierte Frakturen.

Behandlung mit einem Gehgips oder einer Stabilisierungsorthese unter Einhaltung einer Teilbelastung bis zum gesicherten Knochendurchbau.

Medikamentöse Therapie

Abschwellende, entzündungshemmende und schmerztherapierende Wirkung durch orale NSAR-Therapie; bei längerer Ruhigstellung Thromboseprophylaxe durch subkutane Heparinapplikation.

Operative Therapie

Indikation: dislozierte Frakturen, kleine Fragmente, Trümmerfrakturen, offene Frakturen.

Operative Versorgung nach Richtlinien der AO (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese).

Talushalsfrakturen: Doppelinzision medial und lateral, offene Reposition und interne Fixation mit Schrauben.

Taluskopf- und Processusfrakturen: bei Kleinfragmenten primäre Exzision empfohlen, bei dislozierten Großfragmenten offene Reposition und interne Fixation mit Schrauben.

Nachsorge

Einhaltung einer 15-kg-Teilbelastung sehr wichtig zum Garantieren einer normalen Frakturheilung und zur Reduktion der Nekrosegefahr. Nach gesicherter Knochenheilung Durchführen eines physiotherapeutischen Rehabilitationsprogramms.

Mögliche Komplikationen:

  • Talusnekrose stellt die häufigste Komplikation dar: Nekroserate bei Hawkins I < 10 %, Hawkins II 20–50 %, Hawkins III 20–100 %, Hawkins IV 100 %;
  • verpasste Fraktur;
  • posttraumatische Arthrose des oberen und unteren Sprunggelenks und/oder des Talonavikulargelenks;
  • Varusmalalignement.

Autor

Victor Valderrabano

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