Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Rupture of the quadriceps tendon
Vollständige oder teilweise Kontinuitätsunterbrechung der Quadrizepssehne.
Auslösendes Ereignis ist das Abbremsen einer forcierten Kniebeugung, wobei in der Mehrzahl der Fälle eine Vorschädigung der Sehne anzunehmen ist. Prädisponierende Faktoren hierfür sind Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus, Gicht, Adipositas etc.), chronische Entzündungsprozesse (Polyarthritis, Osteomyelitis etc.), akute Infektionen (Typhus, Scharlach etc.), Durchblutungsstörungen, Eiweißmangel oder dauerhafte Kortision-Therapie. Die Ruptur findet sich meist am osteotendinösen Übergang, seltener im Verlauf der Sehne.
Anamnestisch wird ein plötzlicher Schmerz, manchmal auch ein Knall angegeben. Das Bein kann bei gebeugtem Knie nicht mehr stabilisiert werden.
Bei der klinischen Untersuchung findet sich lokale Schwellung, Hämatom und lokaler Druckschmerz. Vor dem Auftreten bzw. nach Abklingen der Schwellung ist oft eine Delle tastbar. Das Bein kann nicht mehr oder deutlich kraftgemindert aktiv gestreckt werden. In der Röntgenuntersuchung kann ein relativer Tiefstand der Patella nachgewiesen werden. Degenerative Vorschäden können sich durch lokale Kalzifikationen und Osteophytenbildungen am proximalen Patellapol manifestieren. Sonographisch lässt sich die Quadrizepssehne gut darstellen, somit eignet sich diese Untersuchung auch zur Diagnosestellung der Quadrizepssehnenruptur. Rupturhämatom und unterbrochene Sehnenkontur dokumentieren die Verletzung. Alternativ kann die Magnetresonanztomographie durchgeführt werden.
Differentialdiagnostisch kommen die kalzifizierende Tendinitis und die Insertionstendinose in Betracht. Eine Schwäche der Kniestrecker kann durch eine Lähmung bedingt sein.
Nur Partialrupturen ohne Kontinuitätsunterbrechungen der Sehne können konservativ funktionell behandelt werden. Unter Vermeidung der maximalen Beugung erfolgt die Teilbelastung für sechs Wochen.
Da bei ausgedehnten Rupturen mit einer raschen Retraktion der Sehne zu rechnen ist, empfiehlt sich die möglichst frühzeitige operative Rekonstuktion. Nach sparsamem Débridement der Stümpfe erfolgt die direkte Sehnennaht bzw. die transossäre Refixation. Um ein Durchschneiden der Nähte in der parallelfaserigen Sehne zu vermeiden, kommt der Stichtechnik eine große Bedeutung zu (Kirchmayr-, Krackow- oder Mason-Allen-Nähte).
Eine möglichst frühfunktionelle Nachbehandlung ist anzustreben. Das Bewegungsausmaß sollte für sechs Wochen nach der Operation auf eine maximale Beugung von 60–90° limitiert bleiben. Teilbelastung mit 15 kg sollte eingehalten werden.