Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Hochwuchs

Synonyme

Makrosomie; Großwuchs

Englischer Begriff

Gigantism

Definition

Ein Hochwuchs ist gekennzeichnet durch eine Abweichung vom Normalwuchs um mehr als zwei Standardabweichungen. Analog wird eine Abweichung um mehr als zwei Standardabweichungen nach unten als Kleinwuchs bezeichnet.

Pathogenese

Ein Überschuss an Wachstumshormonen z. B. durch einen Tumor der Hirnanhangsdrüse kann wie bei der Akromegalie bei Erwachsenen zu einem Hochwuchs führen.

Während sich bei der Akromegalie die Gesichtszüge vergröbern und die Körperspitzen größer werden, führt der Wachstumshormonüberschuss bei den Kindern zunächst zu einer Zunahme des Längenwachstums, weil die Wachstumsfugen noch nicht verknöchert sind und sich Knorpel noch in Knochen umwandeln kann. Erreichen die Kinder und Jugendlichen das Erwachsenenalter und schließen sich die Wachstumsfugen, so hört das übermäßige Längenwachstum auf und es bilden sich die typischen Kennzeichen der Akromegalie aus.

Im Alter von drei bis vier Jahren lässt sich der so genannte „konstitutionelle“ Hochwuchs frühestens erkennen. Bei auffällig hohem Wuchs sollten zur Sicherheit andere Ursachen des verstärkten Längenwachstums, beispielsweise ein Wachstumshormonüberschuss oder stoffwechselbedingte Ursachen, ausgeschlossen werden.

Symptome

Übermäßiges Längenwachstum (mehr als zwei Standardabweichungen vom Normwuchs).

Diagnostik

In der Regel werden Riesenwuchs und Akromegalie von einem Tumor verursacht. Daher gibt es keine wesentlichen Unterschiede bei Untersuchung und Behandlung. An erster Stelle nach Sicherung der Diagnose steht die Tumorentfernung bzw. Behandlung durch Operation, Medikamente oder Bestrahlung. Im Serum finden sich erhöhte Blutwerte des Wachstumshormons und IGF-1. Im Rahmen eines Glukosetoleranztests trinkt der Patient eine Traubenzuckerlösung. In diesem Rahmen wird die Konzentration von Wachstumshormon in mehreren Blutproben gemessen. Bleibt die Wachstumshormonkonzentration gleich oder steigt sie gar an, gilt die Diagnose als sicher. Es gibt noch weitere Tests der Hirnanhangsdrüse, die im Regelfall von einem Endokrinologen getestet werden. Im Kernspintomogramm lässt sich der Tumor meist gut darstellen.

Therapie

Die Tumoren sind meist nicht bösartig. Dennoch kann die Größenzunahme Schaden anrichten. Je früher und konsequenter die Behandlung erfolgt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Heilung. Ziel der Behandlung ist die Unterbindung der Bildung und Wirkung der Wachstumshormone. Operation, Strahlentherapie oder medikamentöse Therapie stellen das Behandlungsspektrum dar. Die Festlegung des Behandlungsregimes sollte in Absprache eines Behandlungsteams aus Endokrinologen und Neurochirurgen erfolgen.

Autor

Johannes Mortier