Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Ferse, Drucknekrose

Synonyme

Fersenulcus; Fersenulkus; Malum perforans

Englischer Begriff

Ulceration; Ulcer

Definition

Druckbedingte Ernährungsstörung der Fersenweichteile, was zur Ausbildung eines Weichteildefekts führen kann.

Pathogenese

Eine chronische Druckerhöhung im Bereich der hinteren Ferse tritt meist bei bettlägerigen Patienten auf, die zudem eine eingeschränkte Mobilität aufweisen. Die aufliegende hintere Fersenregion erfährt durch die chronische Druckerhöhung eine mangelhafte Durchblutung, was langfristig zur Ausbildung einer Drucknekrose führen kann.Selten kann es bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen und Sensibilitätsstörungen auch durch einen Verband zur Drucknekrose an der Ferse kommen. Unbehandelt resultiert hieraus ein bis zum Knochen reichender Weichteildefekt.

Symptome

Neben einer unterschiedlich stark ausgeprägten Schmerzsymptomatik imponiert anfangs eine geringe Rötung der hinteren Fersenregion. Im weiteren Verlauf kann sich eine Blasenbildung mit weißlicher Verfärbung der Haut einstellen. Bei unveränderter Druckeinwirkung kommt es zur Entwicklung einer sich demarkierenden Nekrosezone, die bis zum Fersenbein reichen kann.

Diagnostik

Die klinische Diagnostik mit wiederholter genauer Inspektion der Fersenregion ist diagnostisch hinweisend. Über eine anfangs ausgeprägte Rötung, die später mit einer Blasenbildung einhergehen kann, kommt es schließlich zur zunehmenden Demarkierung des nekrotischen Bezirks, der sich schwarz verfärbt und die normale Konsistenz des Weichteilgewebes verloren hat.

Differenzialdiagnose

Entzündliche Weichteilveränderung (Abszess), ekzematöse Hauterkrankungen.

Therapie

Eine kontinuierliche Entlastung des druckgeschädigten Bezirks an der hinteren Ferse (Fersenpolster, Fersenkissen, Dekubitusmatratzen, Seitlagerung) sowie Hautpflegemaßnahmen können im Frühstadium die Ausbildung einer Nekrose verhindern. Ist es bereits zu einem oberflächlichen Hautdefekt gekommen, lässt sich bei sauberem Wundgrund mit speziellen Okklusivverbänden oft eine Verkleinerung bzw. ein Verschluss des Hautdefekts erzielen. Tiefgreifende Nekrosen müssen zum Teil mehrfach chirurgisch debridiert werden, bevor ein Wundverschluss herbeigeführt werden kann. In Abhängigkeit von der Defektgröße kommen konservative Maßnahmen (Vakuumverbände mit anschließender Hauttransplantation) oder gestielte Weichteillappen infrage.

Akuttherapie

Sofortige Druckentlastung der Fersenregion durch geeignete Lagerungshilfen (Fersenkissen, Dekubitusmatratze, Seitlagerung) und Hautpflege.

Konservative/symptomatische Therapie

Im Frühstadium Druckentlastung und Hautpflege. Bei Ausbildung einer oberflächlichen Hautnekrose und sauberem Wundgrund Okklusivverbände mit dem Ziel der Epithelialisierung.

Medikamentöse Therapie

Lokale Applikation von Externa zur enzymatischen Wundreinigung; Wachstumsfaktoren zur Beschleunigung der Defektheilung.

Operative Therapie

Nekrosen müssen unabhängig von ihrer Ausdehnung chirurgisch debridiert werden, um einen sauberen und ausreichend durchbluteten Wundgrund zu schaffen, der die Voraussetzung für jegliche Defektdeckung darstellt. In Abhängigkeit von der Größe des Defekts kommen Hauttransplantationen oder gefäßgestielte Lappen zur Anwendung.

Dauertherapie

Hautpflege, Prophylaxe von Druckeinwirkung auf die hintere Fersenregion durch die Verwendung von Lagerungshilfen und entsprechender Polsterung der Fersenregion im Schuh.

Bewertung

Maßnahmen, die geeignet sind, einer chronischen Druckschädigung im Bereich der Ferse vorzubeugen, haben höchste Priorität. Wenn es zur Ausbildung einer Nekrose gekommen ist, muss eine sofortige chirurgische Therapie erfolgen, die die Schaffung eines ausreichend durchbluteten Wundgrunds zum Ziel hat. Die Defektdeckung kann durch Einführung neuer Verbandstechniken und auch die Applikation von Wachstumsfaktoren oftmals ohne weitere chirurgische Maßnahmen erreicht werden.

Nachsorge

Hautpflege und konsequente Vermeidung chronischer Druckeinwirkung.

Autor

Renée Fuhrmann