Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Kortikotomie

Synonyme

Osteotomie; Kallusdistraktion; Methode nach Ilisarov

Englischer Begriff

Corticotomy

Definition

Im Rahmen einer Kallusdistraktionsbehandlung durchgeführte Osteotomie der Metaphyse eines langen Röhrenknochens zur Abtrennung des zu verschiebenden Knochensegments.

Indikation

Die Kallusdistraktionsbehandlung (siehe Segmenttransport) wird eingesetzt zur Extremitätenverlängerung bei Achondroplasie oder bei durch Frakturen entstandenen Beinlängendifferenzen sowie zum Knochenaufbau in Knochendefekten, z. B. als Folge von Mehrfragmentfrakturen durch Hochrasanztraumata, Knochentumoren oder Osteomyelitiden.

Kontraindikation

Siehe Kallusdistraktionsbehandlung (Segmenttransport).

Durchführung

Die Durchtrennung des Knochens sollte möglichst schonend (kleine Inzision, gedeckte Druchtrennung des Knochens) erfolgen, um die periostale und endostale Gefäßversorgung weitestgehend zu schonen. Eine gute postoperative Durchblutung und Integrität der betroffenen Gewebe ist für die Regeneration im operierten Abschnitt sehr wichtig. Ilisarov empfiehlt die subkutane Meißelosteotomie (Kompaktotomie) zur Protektion dieser Gefäße. Allein das intakte Periost kann die Revaskularisation der Kortikalis sowie den Aufbau des vitalen Gewebegerüsts übernehmen. Durch diese Erkenntnis wurde die Kallusdistraktion auch über einen liegenden Marknagel möglich. Die Kortikotomie sollte nach Möglichkeit am metaphysär-epiphysären Übergang vorgenommen werden, da hier sehr gute Voraussetzungen zur Kallusbildung gegeben sind. Sie kann sowohl am proximalen oder distalen Femur als auch an der proximalen Tibia und mit Einschränkungen, aufgrund geringerer Kallusbildung, auch an der distalen Tibia oder an der Diaphyse vorgenommen werden.

Nachbehandlung

Im Rahmen des Segmenttransports.

Autor

Matthias Bühler, Hergo Schmidt