Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Frakturen der Phalangen und des Hallux
Hallucal and phalangeal fractures
Frakturen der Phalangen des Fußes.
Die häufigste Ursache für Zehenfrakturen ist das direkte Trauma durch einen schweren herabfallenden Gegenstand. Eine andere typische Genese ist die so genannte „Nightwalker“-Fraktur. Dabei stößt sich der Patient den nackten Fuß an einem Möbelstück. Es kommt zum axialen Stauchungstrauma mit Distorsion und Fraktur der Zehe.
Schwellung, Hämatom, Bewegungseinschränkung, Fehlstellung.
Konventionelle Röntgenbilder anterior-posterior, (seitlich) und schräg.
Bei schmerzhaften, geschwollenen und verfärbten Zehen kommt als Differentialdiagnose die periphere arterielle Verschlusskrankheit in Frage. Dabei steht das Trauma im Hintergrund. Auch eine Phlegmone der Zehe kann ähnlich erscheinen.
Grundsätzlich zu bedenken ist: Funktionell wichtig ist das Großzehengrundgelenk. Das interphalangeale Gelenk des Hallux und die kleinen Zehen können durch Fehlstellung Schmerzen und Störung im Schuh und beim Gehen verursachen.
Bei offenen Frakturen besteht die Indikation zur operativen Wundversorgung, bei Fehlstellungen die Indikation zur Reposition mit oder ohne Lokalanästhesie.
In den meisten Fällen, besonders bei Frakturen und Trümmerfrakturen der kleinen Zehen, kann die Fraktur geschlossen grob reponiert und mit Tape-Dachziegel-Verband oder Schiene im Verbandschuh mit stabiler Sohle für vier bis sechs Wochen und erlaubter Vollbelastung ausbehandelt werden. Dabei wird zur Schienung die frakturierte Zehe durch den Verband an die benachbarte Zehe gebunden. Zwischen die Zehen wird eine Kompresse gelegt, um eine Mazeration zu verhindern.
Analgesie bei Bedarf.
Offene Trümmerfrakturen mit Quetschtrauma der Weichteile werden chirurgisch débridiert und gereinigt. Eine Schienung zur Beruhigung der Weichteile kann durch einen axialen Kirschner-Draht erreicht werden. Im Anschluss Fettgazeverband, Hochlagern und i. v.-Antibiose für 24–48 h.
Wenn eine geschlossene Reposition und eine Retention nicht möglich sind, stellen stark dislozierte oder intraartikuläre Frakturen der Großzehen eine relative Indikation zur Operation dar. Beschriebene Techniken reichen von perkutaner Drahtspickung bis zur offenen Reposition und Schrauben-Platten-Osteosynthese.
Der Stellenwert der anatomischen Reposition und Osteosynthese darf nicht überbewertet werden. Bei internistischen Nebenerkrankungen kann es zu unnötigen Wundheilungsstörungen kommen. Das funktionelle Endergebnis zumindest der kleinen Zehen hängt von der Ausrichtung der Zehen ab, nicht von der anatomischen Reposition.
Mobilisation im Verbandschuh mit steifer Sohle für vier bis sechs Wochen. Entfernung eines Kirschner-Drahts erfolgt nach Beruhigung der Weichteile, spätestens nach vier bis sechs Wochen.
DeLee JC (1993) Fractures and dislocations of the foot. In: Mann RA, Coughlin MJ (eds) Surgery of the foot and ankle, 6th edn. Mosby, St. Louis, pp 1640–1645
Jahss MH (1981) Stubbing injuries to the hallux. Foot Ankle 1:327–332
Zrubecky G (1955) Brüche der Großzehe, deren Behandlung und Behandlungsergebnisse. Arch Orthop Unfallchir 47:591–611