Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Thiemann-Erkrankung; Osteonekrose der Phalanxepiphysen
Avascular necrosis of the phalangeal epiphysis
Aseptische Nekrose der Phalangen der Finger (meist des Mittelglieds) und sehr selten der Zehen.
Als ursächlich für die Osteonekrose wird eine lokale Zirkulationsstörung des Mittelhandkopfs diskutiert. Auslösend hierfür kann u. a. eine chronische Mikrotraumatisierung sein.
Die Erkrankung kommt häufiger beim männlichen Geschlecht in der Pubertät vor. Im akuten Stadium können Schmerzen, eine Schwellung über dem Gelenk und eine endgradige Funktionsbehinderung auftreten. Meist sind mehrere Gelenke an beiden Händen bzw. Füßen betroffen.
Klinisch erscheint das betroffene Gelenk, meist das Finger- oder Zehenmittelgelenk, verbreitert. Es kann eine diffuse periartikuläre Schwellung vorliegen. Oft imponiert eine geringe Brachyphalangie (Kurzfingrigkeit).
Röntgenologisch stellt sich die proximale Epiphysenfuge aufgelockert und unregelmäßig begrenzt dar. Eine Fragmentierung kann ebenfalls auftreten. Später verbreitern sich die Epiphysen und stellen sich abgeflacht dar.
Atypische Epiphysen (z. B. Zapfenepiphysen).
Die Erkrankung erfordert keine spezifische Therapie. Eine Schonung der betreffenden Finger bzw. Zehen (z. B. Sportverzicht) ist im akuten Stadium empfehlenswert. Eine operative Konsequenz ergibt sich nur bei Entwicklung einer symptomatischen Arthrose.
Im akuten Stadium symptomatisch antiphlogistische Maßnahmen.
Die aseptischen Nekrosen der Mittelphalanxepiphysen haben bei langwierigem Verlauf eine günstige Prognose, stellen jedoch eine präarthrotische Deformität dar.
Eine fachärztliche Kontrolle ist bis zum radiologischen Ausheilen der Erkrankung empfehlenswert.