Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Komplementfaktor

Definition

Komplementfaktoren sind Bestandteile des Komplementsystems, das ein wichtiger Teil der Immunantwort ist. Es werden neun unterschiedliche Komplementfaktoren unterschieden, die kaskadenartig aktiviert werden und die zum Teil selbständig, zum Teil in Interaktion mit anderen Bestandteilen des Immunsystems eine Zerstörung eingedrungener Erreger ermöglichen.

Beschreibung

Komplementfaktoren sind ein komplexes System von Plasmaproteinen, die Teil der humoralen Immuntantwort sind. Es werden neun Komplementfaktoren (C1–C9) unterschieden, die – ähnlich den Faktoren der Blutgerinnung – kaskadenartig aktiviert werden. Die Aktivierung kann auf dem klassischen Weg erfolgen, der antikörpervermittelt mit der Aktivierung des Komplementfaktors C1 beginnt. Auf dem alternativen Weg erfolgt unabhängig vom Vorhandensein spezifischer Antikörper die Aktivierung direkt über den Komplementfaktor C3. Wesentliche Funktion des alternativen Wegs ist die Möglichkeit, Bakterien schon dann anzugreifen, wenn noch keine spezifischen Antikörper gebildet worden sind. Zentrales gemeinsames Ereignis sowohl der klassischen als auch der alternativen Komplementaktivierung ist die Aktivierung des Komplementfaktors C3 zu dem aktiven Faktor C3b, der u. a. die Phagozytose von Erregern erleichtert. Ein späteres Ereignis der Komplementaktivierung ist die Bildung eines Komplexes aus den Komplementfaktoren C5–C9, der als „membranangreifender Komplex“ Löcher in der Zellmembran von Erregern verursacht. Ein Mangel an Komplementfaktoren kann das Auftreten opportunistischer Infektionen begünstigen. Im Gegensatz dazu führt ein Mangel des C1-Inhibitors zu einer überschießenden Aktivierung des Komplementsystems und dem klinischen Bild des angioneurotischen Ödems oder Quincke-Ödems.

Autor

Nils Hailer