Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Pubertärer Wachstumsschub; Präpuberaler Wachstumsschub; Wachstumsperiode
Growth phase
Etwa im Alter von 11–15 Jahren auftretende Wachstumsphase (Phase der 2. Streckung), gekennzeichnet durch starkes Wachstum in Verbindung mit hormonellen Umstellungen, wobei ein Längenwachstum vornehmlich die Extremitäten und weniger den Rumpf betrifft.
Unter dem Einfluss von wachstumssteuernden Hormonen (Somatotropin, Testosteron, Östrogen, Thyroxin) und der in der Pubertät stattfindenden Hormonumstellung kommt es während des pubertären Wachstumsschubs zur Stimulation in den Epiphysenfugen der langen Röhrenknochen. Dies führt zu einer schubartigen Zunahme des Längenwachstums in diesem Bereich, d. h. insbesondere im Bereich der Extremitäten und weniger im Bereich des Rumpfs. Das Muskelwachstum bleibt dabei hinter dem des Skeletts zunächst zurück, so dass dadurch häufig ungünstige Kraft-Last-Verhältnisse resultieren. Darüber hinaus kommt es unter dem Einfluss der Hormone allgemein zu einer verminderten Festigkeit der Epiphysenfuge, vor allem im metaphysären Anteil. Dadurch können in diesem Bereich Epiphysenlösungen auftreten, u. z. nicht nur traumatisch, sondern auch aufgrund der chronischen mechanischen Überbeanspruchung (z. B. bei Übergewicht) besonders in jenen Fugen, die wegen ihrer räumlichen Orientierung großen Scherkräften ausgesetzt sind (z. B. proximales Femur).
Die Bildung von Releasing-Faktoren im Zwischenhirn auf die Hypophyse ist weiterhin kennzeichnend für diese Phase und beeinflusst die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale.