Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Redressierender Gipsverband
Der Redressionsgips stellt eine Methode dar, Gelenke zu redressieren und zu formen, um eine möglichst gute Funktionalität zu erreichen. Dies findet insbesondere Einsatz bei Muskelkontrakturen im Rahmen neuromuskulärer Erkrankungen, bei der Behandlung kongenitaler Klumpfüßchen oder bei der Skoliosebehandlung in der Wachstumsphase. Der Verband ist aus selbsthärtendem Material, als klassischer Kalkgips oder modernere Plastikgipse in verschiedenen Härtegraden erhältlich.
Im Rahmen von neuromuskulär bedingten Muskelkontrakturen und dadurch verursachte Gelenkfehlstellungen. Zur konservativen Klumpfußbehandlung oder als Sicherung des operativen Resultats nach offener Klumpfußoperation. Eine weitere Indikation des Redressionsgipses ergibt sich in der konservativen Behandlung von Skoliosepatienten, um ein weiteres Fortschreiten der Rückradkrümmung in der Wachstumsphase zu verhindern.
Offene und infizierte Wunden sind als Kontraindikation für einen redressierenden Gipsverband anzusehen, ebenfalls Allergien gegen die Inhaltsstoffe von Kalk- oder Plastikgipsen. Auch psychosoziale Umstände (Platzangst im Gipskorsett etc.) gelten als Kontraindikation.
Zunächst müssen Patienten und Angehörige ausführlich über die Technik und Risiken aufgeklärt werden, um eine optimale Compliance zu garantieren. In der Regel wird die kontrakte Muskulatur entsprechend physiotherapeutisch und physikalisch vorbehandelt, um den größtmöglichen Bewegungsumfang zu erreichen. Dies kann auch unter Narkose geschehen mit eventueller Injektion von Botulinumtoxin in die kontrakte Muskulatur. Im direkten Anschluss daran wird der Gipsverband angelegt und das Gelenk in der maximal erreichbaren Korrektur fixiert. Dies wird je nach Fehlstellung und Korrekturumfang alle zwei bis drei Wochen wiederholt, bis der gewünschte Bewegungsumfang erreicht ist. Physiotherapeutische Betreuung während und insbesondere nach der Behandlung mit Redressionsgipsen ist von größter Bedeutung.
Regelmäßige Gipskontrollen sind notwendig, um Passform und Funktionstüchtigkeit des Gipses zu kontrollieren. Insbesondere Druckstellen sind bei Redressionsgipsen häufig und sollten vermieden werden. Die physiotherapeutische Mitbetreuung vor, während und nach der Redressionsbehandlung mit Gips ist unabdingbar. Nach Abschluss der Behandlung mit dem Redressionsgips muss die erreichte Korrektur durch speziell angepasste Schuhe und entsprechende Nachtschienen bewahrt werden, um ein Rezidiv zu verhindern.
Email: r.haaker@khwe.de
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Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen