Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Gipsabdruck

Definition

Verfahren zur individuellen Anpassung von orthopädischen Korsetten (Skoliosekorsett), Schuhen, Einlagen, Orthesen oder Prothesen.

Indikation

Der Gipsabdruck ermöglicht dem Orthopädietechniker eine (1 : 1)-Vorlage des jeweiligen Körperteils des Patienten zu haben, um anhand dieser ein Skoliosekorsett, Schuhe, Einlagen, Orthesen oder Prothesen individuell anpassen zu können.

Kontraindikation

Da der Gipsabdruck den Ist-Zustand des Patienten nachempfindet und nach diesen das endgültige Produkt angefertigt wird, sollte darauf geachtet werden, dass keine Schwellungen, Ödeme oder ähnliche reversible Formabweichungen bestehen, da sonst die spätere Passform gefährdet wird.

Durchführung

Der Gipsabdruck wird mit herkömmlichen Gipsverbänden an das jeweilige Körperteil anmodelliert. Bei Wunden oder Hautirritationen wird eine dünne Schlauchmullbinde oder elastische Binde zum Schutz der Haut angelegt. Wenn möglich wird auf diese verzichtet, um einen möglichst genauen Abdruck des Körperteils zu bekommen. Je nach Anwendungsgebiet, ob stabilisierend oder korrigierend, muss das Körperteil in die entsprechende stabile oder korrigierte Lage gebracht und während des Aushärtens des Gipses gehalten werden. Im Anschluss daran wird der Gips vorsichtig an zwei oder mehr Stellen aufgesägt, so dass er ohne Kraftanwendung abgenommen und wieder zusammengesetzt werden kann. Im weiteren Verlauf dient diese „Gipshülse“ als Form und wird mit Gipsmasse ausgegossen. Nach dem Aushärten der Gipsmasse wird die „Gipshülse“ wieder abgenommen und die originalgetreue „Kopie“ des entsprechenden Körperteils kann nun zur Anfertigung des entgültigen Produkts (Korsett, Einlage, Prothese etc.) verwendet werden.

Nachbehandlung

Die Feinanpassung des entgültigen Produkts geschieht dann am Patienten selbst. Kanten müssen abgerundet und Druckstellen eventuell gepolstert werden. Soll das Produkt korrigierend wirken, muss außerdem der korrigierende Effekt überprüft und eventuell verändert werden.

Autor

Rolf Haaker

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen