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Vorfußschmerzen

Synonyme

Metatarsalgie

Englischer Begriff

Metatarsalgia

Definition

Erkrankungen des Mittel- und Vorfußskeletts, der Zehengelenke, der Weichteile und der Zehennägel können zu Vorfußschmerzen führen. In seltenen Fällen können sich auch fortgeleitete Schmerzen (z. B. periphere Nervenkompressionssyndrome oder radikuläre Schmerzsyndrome) auf den Vorfuß projizieren.

Vorkommen

Vorfußschmerzen können sich auf den Mittelfuß und hier vor allem auf die Mittelfußköpfe (z. B. bei Morbus Köhler II) konzentrieren. Ähnliche Beschwerden können auch bei einer Morton-Interdigitalneuralgie oder einem Spreizfuß auftreten. Schmerzen mit Projektion auf die Zehengrundgelenke deuten eher auf eine intraartikuläre Pathologie (z. B. Arthrose) hin. Schmerzen in den Zehen haben ihre Ursache meist in Zehendeformitäten und begleitenden Gelenkkontrakturen mit Ausbildung schmerzhafter Schwielen. Schmerzen in Höhe der Zehennägel sind überwiegend auf entzündliche Veränderungen (z. B. Paronychie) zurückzuführen.

Diagnostik

Die Erhebung eines detaillierten klinischen Befunds ist auch bei diffus angegebenen Vorfußbeschwerden meist diagnostisch hinweisend. Neben der Inspektion auf Schwielen oder andere Überlastungszeichen der Haut lässt sich der Ort des maximalen Schmerzes durch eine gezielte palpatorische Untersuchung eingrenzen. Bei überlastungsbedingten Beschwerden unter den Mittelfußköpfen imponieren hier eine ausgeprägte Schwielenbildung und eine lokale Druckschmerzhaftigkeit. Druckschmerzen distal zwischen den Mittelfußköpfen deuten eher auf eine Erkrankung der Weichteile (z. B. Morton-Interdigitalneuralgie) hin. Intraartikuläre Erkrankungen der Zehengrundgelenke zeichnen sich hingegen meist durch eine schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit aus.

Röntgenuntersuchungen am belasteten Vorfuß sind geeignet, knöcherne Veränderungen zu diagnostizieren. Andere bildgebende Verfahren (z. B. Sonographie, Magnetresonanztomographie) sind speziellen Fragestellungen (z. B. tumoröse Erkrankungen der Weichteile) vorbehalten.

Therapie

Grundsätzlich ist bei degenerativen Erkrankungen des Vorfußes mit Ausbildung einer Metatarsalgie eine konservative Therapie (z. B. Einlagen) indiziert. Wenn allerdings eine morphologische Formstörung der Zehen (z. B. Klauenzehe) ursächlich für den Vorfußschmerz ist, hat die konservative Behandlung nur einen symptomatischen Therapieansatz. In diesen Fällen kann eine dauerhafte Beschwerdenbesserung nur über einen operativen Eingriff herbeigeführt werden.

Akuttherapie

Ein akuter Handlungsbedarf ergibt sich bei Vorfußschmerzen aufgrund von Verletzungen des Vorfußes (z. B. Weichteilwunden, Frakturen) oder entzündlichen Veränderungen (akute Paronychie, Abszess).

Konservative/symptomatische Therapie

Symptomatische Maßnahmen zur Behandlung von Vorfußschmerzen orientieren sich an der kausalen Ätiologie. Sind Zehenfehlstellungen ursächlich, kann mit Bandagen, Orthesen, Zehenspreizer, Zehenpolster oder weichbettenden Einlagen eine Beschwerdelinderung erreicht werden. Gelenkerkrankungen (z. B. Hallux rigidus) können durch Änderungen am Schuhwerk (z. B. Zehenrolle) behandelt werden. Regelmäßige fußpflegerische Maßnahmen sind geeignet, eine schmerzhafte Schwielenbildung zu beseitigen.

Medikamentöse Therapie

Symptomatische periphere Nervenkompressionssyndrome können durch die gezielte Injektion von Lokalanästhetika behandelt werden. Nicht-steroidale Antiphlogistika sind in diesen Fällen wie auch bei degenerativen Erkrankungen der Zehengelenke geeignet, eine Beschwerdelinderung hervorzurufen.

Operative Therapie

Operative Therapiemaßnahmen orientieren sich an den beklagten Beschwerden und dem vorliegenden Befund. Vorfußbeschwerden (Metatarsalgie), die auf Zehenfehlstellungen zurückzuführen sind, können durch geeignete Maßnahmen (Wiederherstellung der Gelenkkonfiguration, orthograde Ausrichtung der Zehen) behoben werden. Metatarsalgien ohne begleitende Zehenfehlstellungen lassen sich hingegen durch eine Anhebung des Mittelfußkopfs durch Mittelfußosteotomie behandeln. Periphere Nervenkompressionssyndrome lassen sich nach neurologischer Sicherung durch die operative Dekompression der betreffenden Nerven behandeln.

Dauertherapie

Viele Vorfußerkrankungen erfordern trotz primär erfolgreicher konservativer oder operativer Therapiemaßnahmen eine dauerhafte Behandlung, die in einer individuell adaptierten Bettung des Fußes oder Schuhzurichtung besteht.

Bewertung

Vorfußschmerzen können bei geringem Anspruch an die körperliche Belastung und entsprechender Compliance seitens des Patienten konservativ behandelt werden. Operative Maßnahmen sind geeignet, die den Beschwerden zugrunde liegende krankhaft veränderte Vorfußkonfiguration zu verbessern und damit die beklagten Beschwerden zu reduzieren. Eine völlige Wiederherstellung der physiologischen Vorfußkonfiguration ist auch durch operative Maßnahmen nicht zu erreichen, da die Vorfußdeformitäten multifaktoriell verursacht werden und somit meist nur symptomatisch orientiert und nicht kausal zu behandeln sind.

Nachsorge

Alle degenerativ verursachten symptomatischen Vorfußdeformitäten sollten in regelmäßigen Abständen fachärztlich kontrolliert werden, um die Entwicklung der Zehenfehlstellung einschätzen und geeignete therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können. Gleiches gilt auch für die Kontrolle von Schienen, Orthesen oder Einlagen.

Autor

Renée Fuhrmann

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