Überlänge des Radius
Overlength of the radius
Überlänge des Radius gegenüber der Ulna.
Eine relative Verlängerung des Radius gegenüber der Ulna kann bei einer Wachstumsstörung der Ulna (z. B. Epiphysenverletzung) oder nach Frakturen der Unterarmknochen auftreten. Die Überlänge des Radius, die mechanisch mit einer Minusvariante der Ulna zu vergleichen ist, kann als Prädisposition zur Entwicklung einer Nekrose des Os lunatum gesehen werden. Angenommen wird, das das Os lunatum bei der relativ verkürzten Ulna einer vermehrten Belastung an der ulnaren Radiuskante ausgesetzt ist und es so zu einer chronischen Mikrotraumatisierung kommt
Die relative Überlänge des Radius ist röntgenologisch zu erfassen. Hierzu müssen standardisierte Röntgenaufnahmen angefertigt werden, bei denen die Schulter 90° abduziert, der Ellbogen 90° gebeugt und die Hand in Neutralrotation gelagert werden. Nur in dieser Technik ist das korrekte Längenverhältnis von Radius und Ulna zu bestimmen.
Minusvariante der Ulna, posttraumatische Überlänge des Radius nach Ulnafraktur, Verletzung oder Infektion der Epiphysenfuge.
Eine Indikation zur operativen Bilanzierung des Längenverhältnisses zwischen Radius und Ulna besteht bei Vorliegen einer Lunatumnekrose Stadium I und II nach Decoulx und fehlenden degenerativen Veränderungen im Radiokarpalgelenk. Es gilt als erwiesen, dass bereits ein geringe Verkürzung des Radius um 2–3 mm ausreichend ist, um die mechanische Belastung des Os lunatum signifikant zu reduzieren.
Zur Radiusverkürzungsosteotomie wird der Radius bevorzugt über einen palmaren Zugang dargestellt. Anschließend kann ein Fragment der zuvor radiologisch bestimmten Breite aus dem metaphysären Anteil entfernt werden. Die Stabilisation erfolgt mit einer palmaren Radiusplatte (siehe auch Radiusverkürzungsosteotomie).
Die Niveauoperationen am distalen Unterarm bewirken mechanisch eine Entlastung des Os lunatum, der vergleichbar ist mit dem Effekt, der durch eine Arthrodese zwischen Os scaphoideum, Os trapezium und Os trapezoideum zu erreichen ist. Inwieweit durch diese operativen Maßnahmen allerdings eine signifikante Beeinflussung der Nekrose des Os lunatum möglich ist, wird kontrovers beurteilt.
Nach der Osteotomie ist eine Immobilisation der Hand und des Unterarms über mehrere Wochen (vier bis sechs Wochen) erforderlich. Eine physiotherapeutische Nachbehandlung ist sinnvoll.
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