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Wirbelkörper, Synostose

Synonyme

Blockwirbel; Coalitio vertebrae

Englischer Begriff

Vertebral synostosis; Block vertebrae; Fused vertebrae

Definition

Teilweise oder vollständige knöcherne Überbrückung von Wirbelkörpern unterschiedlicher Ätiologie.

Pathogenese

Der Blockwirbel kann als isolierte angeborene Deformität oder im Rahmen eines Missbildungssyndroms (z. B. Klippel-Feil-Syndrom) als Segmentationsstörung vorkommen. Alle Wirbelsäulenabschnitte können hiervon betroffen sein.

Nach Ausheilung einer Spondylitis oder Spondylodiszitis kann es zur knöchernen Überbauung des betreffenden Zwischenwirbelraums kommen, so dass eine knöcherne Verbindung benachbarter Wirbelkörper (Blockwirbel) resultiert. Dies ist ebenfalls nach konservativer Behandlung von Wirbelkörperfrakturen möglich.

Symptome

Nicht alle Wirbelkörpersynostosen sind zwingend mit einer klinischen Symptomatik verbunden. Nur bei etwa einem Drittel der Patienten mit Synostosen der Halswirbelsäule können die beklagten Beschwerden auf die Ausbildung eines zervikalen Blockwirbels zurückgeführt werden (Abb. 1). Okzipitozervikale Synostosen bedingen hochgradige Einschränkungen der Funktion. Zusätzlich wird oft über Sprach- und Hörstörungen, Schwindel, Parästhesien und Gangunsicherheiten berichtet. Bei Vorkommen im oberen Halswirbelsäulenbereich können migräneartige Kopfschmerzen beklagt werden. Im unteren Halswirbelsäulenbereich sind Zervikobrachialgien führend. Im Lendenwirbelsäulenbereich imponieren lokale Beschwerden mit oder ohne radikuläre Symptomatik und vegetative Symptome (Blasen-Mastdarm-Störung).

Diagnostik

Sind nur bestimmte Teile des Bewegungssegments von der Segmentationsstörung betroffen, kann eine Achsenabweichung in der frontalen (Skoliose) oder sagittalen Ebene (Kyphose/Lordose) resultieren.

Die Durchführung einer Röntgenuntersuchung ermöglicht oft schon die Diagnose einer Synostose. Eine exakte Diagnostik ist vor allem bei partiellen Synostosen nur durch Schnittbildverfahren (Kernspintomographie und Computertomographie) möglich.


Abb. 1.
Zervikale Blockwirbelbildung im Röntgenbild seitlich.

Differenzialdiagnose

Tumoren, entzündliche Erkrankungen (z. B. Spondylodiszitis), Stoffwechselerkrankungen, posttraumatische Veränderungen.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach den Beschwerden, der Entwicklung der Achsenabweichung und der neurologischen Defizite. Symptomatische konservative Maßnahmen können deshalb ebenso wie operative Verfahren indiziert sein.

Akuttherapie

Analgetika, Antiphlogistika.

Konservative/symptomatische Therapie

Eine konservative Therapie ist bei allen Synostosen indiziert, die ohne wesentliche Störung des Wirbelsäulenprofils und ohne neurologische Ausfälle einhergehen. Möglich ist hier eine funktionelle Behandlung durch Physiotherapie mit aktiver Kräftigung der Muskulatur, physikalisch-analgetischen Maßnahmen (z. B. Strombehandlung) und Injektionen (Schmerzpunktinfiltrationen). Orthetische Maßnahmen können bei Kindern und Jugendlichen vor dem Abschluss des Wachstums indiziert sein.

Medikamentöse Therapie

Analgetika, Antiphlogistika.

Operative Therapie

Operative Maßnahmen haben zum Ziel, den Wirbelkanal bei Vorliegen neurologischer Defizite zu dekomprimieren und Achsenabweichungen in der Frontal- und Sagittalebene auszugleichen. Hierfür ist eine mehrsegmentale Instrumentierung meist unverzichtbar. Je nach Deformität (z. B. fixierte Kyphosen) können auch kombinierte ventrodorsale Verfahren erforderlich sein, bei denen zunächst ein ventrales Release erfolgen muss, bevor eine Stellungskorrektur möglich ist.

Dauertherapie

Physiotherapeutische Maßnahmen (isometrische Kräftigung der Rumpfmuskulatur) sind dauerhaft empfehlenswert. Eine externe Stabilisation ist nur selten bei Kindern und Jugendlichen indiziert.

Bewertung

Die funktionelle Beeinträchtigung durch die Synostose hängt von ihrer Lokalisation und Ausprägung ab und kann von uneingeschränkter Beweglichkeit und Belastbarkeit bis zu hochgradiger Funktionsbeeinträchtigung reichen.

Nachsorge

Alle Wirbelkörpersynostosen sollten bei Kindern und Jugendlichen bis zum Wachstumsabschluss regelmäßig fachärztlich kontrolliert werden. Nach einem operativen Eingriff sollten bis zum Abschluss der knöchernen Heilung (neun bis zwölf Monate) regelmäßige klinische und röntgenologische Untersuchungen erfolgen.

Autor

Renée Fuhrmann

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