ACG-Sprengung; Akromioklavikulargelenksprengung; Klavikulaluxation; Klavikulainstabilität
Acromioclavicular separation; Acromioclavicular dislocation; Dislocation of the clavicula
Traumatische (Sub-)Luxation des Schultereckgelenks mit Zerreißung der akromioklavikularen Gelenkkapsel mit zugehörigem Bandapparat, Verletzung des Discus articularis, gegebenenfalls der korakoklavikulären Bänder und der Fascia deltoideotrapezoidalis. Siehe auch Rockwood-Einteilung der Schultereckgelenksprengung; Klavikulainstabilität, horizontale.
Zur Einteilung der lateralen Klavikulainstabilitäten siehe Tabelle 1 und Abb. 1.
Rockwood I |
Distorsion |
Rockwood II |
Subluxation mit Partialläsion der AC-Bänder |
Rockwood III |
Luxation mit Ruptur der AC- und CC-Bänder |
Rockwood IV |
Luxation der lateralen Klavikula nach dorsal mit Ruptur der AC- und CC-Bänder und Interposition des Trapeziusmuskels gleichbedeutend mit einer horizontalen Instabilität |
Rockwood V |
Luxation mit Zerreißung der AC- und CC-Bänder und Abriss der deltotrapezoidalen Faszie |
Rockwood VI |
Luxation mit Dislokation der distalen Klavikula unter den Processus coracoideus bzw. unter das Akromion |
Abb. 1.
ACG-Klassifikation nach Rockwood-Matsen.
Siehe auch Rockwood-Einteilung der Schultereckgelenksprengung.
Direkter Sturz auf die Schulter oder Anpralltrauma (Eishockeyspieler an Bande). In selteneren Fällen auch als Abstütztrauma bei Sturz auf den ausgestreckten und adduzierten Arm möglich.
Schmerzangabe in der Schulterhöhenregion, häufig mit Schürf- oder Prellmarken. Der Verletzte hält den Arm am Körper. In Abhängigkeit vom Ausmaß Hochstand der lateralen Klavikula (eigentlich Tiefstand des Akromions) mit positivem Klaviertastenphänomen (laterales Klavikulaende wird wie eine Klaviertaste nach unten gedrückt zur Reposition der eingetretenen Luxation). Aktive Flexion und Abduktion werden schmerzreflektorisch ab 130–150° abgebrochen (so genannter hoher schmerzhafter Bogen).
Die Diagnose wird klinisch anhand der Schmerzlokalisation und der Instabilität (Klaviertastenphänomen) gestellt. Sonographie zur Darstellung der Vertikalverschiebung der Klavikula, insbesondere aber bei frischen Verletzungen zur Darstellung der Deltotrapezoidalfaszie. Zur Bestätigung Anfertigung von Röntgenaufnahmen beider Schultergelenke mit Belastung (so genannte Wasserträger- oder Panoramaaufnahme). Dabei ist zu beachten, dass das nach unten ziehende Gewicht (meist 10 kp) nicht vom Patienten gehalten, sondern an den Handgelenken angebunden werden sollte, damit muskuläre Anspannungen nicht eine geringere Luxation vortäuschen. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Klavikulaverschiebung Einteilung in verschiedene Stadien. Heute ist die Einteilung nach Rockwood wegen der daraus besser umsetzbaren Konsequenzen für die Therapie die weltweit gebräuchlichste.
Schulterprellung, mediale oder laterale Klavikulafraktur, Akromionfraktur (selten; cave: Os acromiale), Schulterluxation mit Spontanreposition, Rotatorenmanschettenruptur, Sternoklavikularluxation.
Die Instabilitäten nach Rockwood I–III werden am besten konservativ mit einer schmerzlindernden Bandage versorgt, die Instabilitäten nach Rockwood IV–VI operativ.
Ruhigstellung, Analgetika, Eisanwendung.
Kurzfristige Ruhigstellung (Desault-, Gilchrist-Verband, PSI-Bandage), Kräftigung der skapulothorakalen Muskulatur.
Analgetika bzw. Antiphlogistika.
Reposition des Akromioklavikulargelenks, Retention durch Cerclage, Platten oder resorbierbaren Kordeln, Rekonstruktion des akromioklavikularen Kapsel-Band-Apparats, der korakoklavikulären Bänder und der Deltotrapezoidalfaszie.
Keine spezifische Dauertherapie erforderlich.
Trotz widersprüchlicher chirurgischer Meinungen bezüglich der Versorgung des Instabilitätstyps Rockwood III ergibt die Literaturdatenlage eine deutliche Empfehlung zur konservativen Behandlung, da konservative wie auch eine operative Versorgung 85 % gleich gute bzw. 15 % gleich schlechte Ergebnisse erzielen. Die Sport- und aber auch die Berufsrückkehr nach Operationen sind bei der Rockwood-III-Läsion deutlich länger als bei konservativer Therapie.
Prognostisch führt die Verletzung des Akromioklavikulargelenks ab einem Dislokationsgrad II in fast allen Fällen zur Zerstörung des Diskus und daraus resultierend zur Konsumation des intraartikulären Puffers. Die resultierenden Beschwerden sind unabhängig vom Dislokationsgrad bzw. von der konsekutiven Arthrose.
Bei persistierenden Beschwerden sekundär gegebenenfalls Resektionsinterpositionsarthroplastik nach Mumford oder bei persistierenden klinisch relevanten Instabilitäten Bandplastik nach Weaver-Dunn erforderlich.
Sechswöchige Bewegungslimitierung zur Möglichkeit der Narbenbildung, dann normale Bewegungen erlaubt. Physiotherapie mit Refraktion des Schultergürtels und Dehnung, Massage des Trapeziusoberrands.
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