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Sohlenrolle

Synonyme

Abrollzurichtung; Rollentechnik

Englischer Begriff

Rocker sole

Definition

Orthopädische Zurichtung am Konfektions- oder Maßschuh durch Veränderung des Abrollscheitels der Schuhsohle und hierdurch bedingte Beeinflussung der Gelenke der unteren Extremitäten.

Indikation

Degenerative Veränderungen im Fußbereich, Notwendigkeit zur Entlastung des Fußes, Abrollverbesserung, degenerative Veränderungen bzw. weichteilbedingte Beschwerdebilder am Kniegelenk.

Durchführung

Eine Rolle funktioniert wie ein wandernder Drehpunkt nach dem Prinzip des Tintenlöschers. Derartige Schuhzurichtungen sollten üblicherweise an beiden Schuhen durchgeführt werden, um das Gangbild symmetrisch zu gestalten. Man unterscheidet:

  1. Ballenrolle: Sie ist indiziert bei degenerativen Veränderungen im Bereich der Zehengelenke, speziell des ersten Strahls bei Spreizfußmetatarsalgien und Morton-Neuralgie bzw. Morbus Köhler. Bei der Ballenrolle befindet sich der Rollenscheitel in Höhe der Ballenlinie, d. h. der Verbindungslinie zwischen Mittelfußköpfchen I–IV. Als Variante gibt es die rückversetzte Ballenrolle, die die Fußabrollung erleichtert.
  2. Zehenrolle: Sie entspricht einem Konfektionsschuh mit Negativabsatz. Der Rollenscheitel ist hier weit nach distal hinter die Zehengrundgelenke vorverlegt. Es kommt hierdurch zu einer Verlängerung des vorderen Fußhebels, Erhöhung der Standsicherheit sowie zu einem rückhebelnden Effekt auf Fuß, Knie und Hüfte. Derartige Schuhzurichtungen sind ausgesprochen gewöhnungsbedürftig, haben sich aber bei Instabilitäten des Kniegelenks (beispielsweise Quadrizepsparese), bei chondropathischen Beschwerden und Arthrosen im Femoropatellargelenk bewährt.
  3. Mittelfußrolle: Der Rollenscheitel liegt hier deutlich hinter der vorderen Fußquerachse. Die Fußabrollung wird daher schon beim Anheben des Absatzes eingeleitet und erleichtert. Es resultiert eine Verkürzung von Standphase und Standfläche. Derartige Rollen entlasten insbesondere die hinteren Fußabschnitte bei degenerativen Prozessen in diesem Bereich, indiziert sind sie weiter bei Ermüdungsfrakturen, rheumatischen Erkrankungen, Osteoarthropathien und posttraumatischen Zuständen an Rück- und Mittelfuß.
  4. Schmetterlingsrolle (siehe Marquardt-Schmetterlingsrolle): Es handelt sich hierbei um eine Sonderform der Ballenrolle, bei der die überlasteten, tiefer getretenen Mittelfußköpfchen ausgespart werden. Derartige Rollenzurichtungen sollten nur bei kontrakten Veränderungen eingeleitet werden, beispielsweise bei rheumatischen Erkrankungen, um ein Tiefertreten von eventuell noch flexiblen Anteilen zu vermeiden.

Autor

Bernhard Greitemann

FA Orthopädie, Physikalische und rehabilitative Medizin, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Klinik Münsterland am Reha-Klinkum Bad Rothenfelde der DRV
Vorsitzender Vereinigung Techn. Orthopädie der DGOU und DGOOC
Vorsitzender Beratungsausschuss der DGOOC für das Orthopädieschuhtechnikhandwerk

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